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Hafer

Hafer (Avena sativa) Illustration
  • Botanischer Name: Avena sativa L.
  • Deutsche Bezeichnung: Haferfrüchte
  • Lateinischer Name: Avenae fructus
  • Verwendeter Pflanzenteil: getrocknetes reifes Haferkorn, gemahlen als „kolloidales Hafermehl“
  • Deutsche Bezeichnung: Haferkraut
  • Lateinischer Name: Avenae herba
  • Verwendeter Pflanzenteil: zur Blütenzeit geernteten, oberirdischer Pflanzenteil
  • Deutsche Bezeichnung: Haferstroh
  • Lateinischer Name: Avenae stramentum
  • Verwendeter Pflanzenteil: getrocknete und gedroschene Laubblätter und Stängel
  • Enthaltene Inhaltsstoffe: Kieselsäure
  • Klassifizierung: Pflanzliche Wundbehandlungsmittel (ATC-Code: D03AP),
    Medizinische Seifen (ATC-Code: D11AG )
Hafer (Avena sativa) Illustration

Traditionelle Anwendungen

ausschließlich auf der Grundlage langjähriger Verwendung als traditionelles pflanzliches Arzneimittel

Hafer gegen leichte Hautentzündungen wie Sonnenbrand, seborrhoische Hautkrankheiten wie Hautausschlag, speziell mit Juckreiz und unterstützend bei der Heilung kleiner Wunden

Bewertung: 4 von 5.

Auf der Haut aufgetragen/äußere Anwendung (Kutane Anwendung)

  • Als Bad mit 150 bis 200 Litern: 60 g Hafermehl; für Kinder werden 50% dieser Dosis verwendet.
  • Vollbad: 100g Haferstroh auf 1 Vollbad oder eine Abkochung daraus ins Badewasser
  • Kolloidale Extrakte des Hafermehls in Konzentrationen von bis zu 20 – 30 %, gemischt mit Vehikel (Trägerstoff z.B. Wasser)
  • Flüssiges Paraffin mit 5% Hafermehl. Es gibt keine Altersbeschränkung.

Wenn die Symptome während der Anwendung länger als 1 Woche andauern oder sich verschlimmern, sollte ein Arzt oder eine andere in einem Heilberuf tätige qualifizierte Person konsultiert werden.

Hafer zur Linderung leichter Symptome von psychischem Stress und zur Schlafförderung

Bewertung: 2.5 von 5.

Zum Schlucken (Orale Einnahme)

  • Kräutertee: 3g zerkleinerten Haferkrautes als Aufguss
  • Frischpflanzenpresssaft des Haferkrautes (DEV 1:0.64-0.80): 10 ml 3- bis 4-mal täglich
  • weitere Anwendungsformen: Flüssigextrakte oder Trockenextrakte entsprechend der Tagesdosis von 3g Haferkraut

Wenn die Symptome während der Anwendung länger als 1 Woche andauern oder sich verschlimmern, sollte ein Arzt oder eine andere in einem Heilberuf tätige qualifizierte Person konsultiert werden.

Potentielle Anwendungsgebiete

  • Pflegecremes auf Haferbasis konnten laut ersten Forschungsergebnissen, Neurodermitis-Symptome deutlich reduzieren und auch den Bedarf an Kortisonsalbe verringern. [Oberhofer E., 2015]
  • In einer kleiner Studie wurden 11 Patienten mit kolloidalem Haferflocken-Lotion gegen Hautausschlag behandelt, der durch die Krebsmedikamente Cetuximab, Erlotinib, Panitumumab und Sorafenib ausgelöst war. Von den 10 bewertbaren Patienten sprachen 6 vollständig und 4 teilweise an. Damit entspricht die Ansprechrate 100 %, ohne dass es zu Nebenwirkungen kam. [D. T. Alexandrescu, 2007]

Vorsichtshinweis

Die orale Einnahme von Hafer bei Zöliakie-Patienten ist Vorsicht geboten, da keine Daten über den Proteingehalt vorliegen. (Dies liegt am Herstellungsprozess, ob Maschinen die auch für glutenhaltiges Getreide verwendet werden, gereinigt werden. Hafer an sich gilt als glutenfrei.)

Nicht anwenden bei (Kontraindikation):

  • Überempfindlichkeit gegen den aktiven Wirkstoff

Anwendung nicht empfohlen:

  • Haferkraut bei Kindern unter 12 Jahren, da keine ausreichenden Daten vorliegen. Haferfrüchte haben keine empfohlene Altersbegrenzung
  • In der Schwangerschaft und Stillzeit, da keine ausreichenden Daten vorliegen. Bei der äußeren Anwendung gibt es keine Bedenken hinsichtlich einer Fehlbildung beim Menschen.

Bei Tinkturen und Extrakten, kann Alkohol (Ethanol) enthalten sein.

Verkehrstüchtigkeit

  • Nach der oralen Einnahme von Haferkraut könnte die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt werden. Nach der Anwendung sollte man nicht fahren oder Maschinen bedienen.

Bekannte Nebenwirkungen:

  • Bei kutaner Anwendung: Hautreaktionen bei atopischen Patienten und bei Patienten mit Kontaktdermatitis. Die Häufigkeit ist nicht bekannt.

Beim Auftreten von unerwünschten Wirkungen sollte ein Arzt oder eine qualifizierte medizinische Fachkraft konsultiert werden.

Quellennachweis

  • European Union herbal monograph über Avena sativa L., fructus und Avena sativa L., herba des Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel der Europäischen Arzneimittelagentur (EMEA/HMPC/368600/2007 & EMEA/HMPC/202966/2007)
  • Monographie ASK-Nr. 10175 der Kommission E (Phytotherapie) des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), Bundesanzeiger Nr. 193a vom 15.10.1987
  • Monographie ASK-Nr. 15564 (negativ) der Kommission E (Phytotherapie) des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), Bundesanzeiger Nr. 193a vom 15.10.1987
  • Monographie ASK-Nr. 15880 (negativ) der Kommission E (Phytotherapie) des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), Bundesanzeiger Nr. 85 vom 05.05.1988

Quellen zu Anwendungspotential

  • Oberhofer, E. (2015): „Creme auf Haferbasis bessert Neurodermitis-Symptome.“ Ästhetische Dermatologie & Kosmetologie, Ausgabe 1/2015 veröffentlicht am 18.Februar 2015. https://doi.org/10.1007/s12634-015-0857-9
  • D. T. Alexandrescu (2007) „Effect of treatment with a colloidal oatmeal lotion on the acneform eruption induced by epidermal growth factor receptor and multiple tyrosine‐kinase inhibitors“ Clinical and Experimental Dermatology, Volume 32, Issue 1, 1 January 2007, Pages 71–74, https://doi.org/10.1111/j.1365-2230.2006.02285.x