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Weidenrinde

Weide (Salix purpurea) Illustration
  • Lateinischer Name: Salicis cortex
  • Botanischer Name: Salix [verschiedene Arten inklusive S. purpurea L.; S. daphnoides Vill.; S. fragilis L.]
  • Verwendeter Pflanzenteil: getrocknete Rinde, der 2-3 jährigen junge, kräftige Zweige, im Beginn des Frühjahrs geerntet
  • Enthaltene Inhaltsstoffe: min. 1% Gesamtsalicin (berechnet als Salicin – C13H18O7; Molmasse 286,3 g/mol – bezogen auf die wasserfreie Droge)
  • Klassifizierung: Pflanzliche Analgetika und Antipyretika (ATC-Code: N02BP)
    Pflanzliche Zubereitungen gegen Störungen des Muskel- und Skelettsystems (ATC-Code: M09AP)
Weide (Salix purpurea) Illustration

Gut belegte Anwendung

Weidenrinde als pflanzliches Arzneimittel zur kurzzeitigen Behandlung von Schmerzen im unteren Rückenbereich

Bewertung: 4.5 von 5.

Zum Schlucken (Orale Einnahme)

  • Weidenrinde-Trockenextrakt (DEV 8-14:1; Ethonol 70% vol.; insgesamt 15% Salicin): 393 mg bis 786 mg bis zu 2 Mal täglich

Wenn die Schmerzen oder Symptome während der ersten Woche der Anwendung anhalten oder sich verschlimmern, sollte ein Arzt oder Apotheker konsultiert werden.
Nicht länger als 4 Wochen zu anwenden.

Wirkungsweise
  • Einer der Bestandteile der Weidenrinde, das Salicin, ist für seine entzündungshemmende, fiebersenkende und schmerzlindernde Wirkung bekannt. Salicin wird im Körper in Salicylsäure umgewandelt. Es wirkt möglicherweise ähnlich wie Aspirin (das strukturell mit der Salicylsäure verwandt ist), indem es Enzyme namens Cyclooxygenasen blockiert, die an Entzündungen und Schmerzen beteiligt sind.
    Die Menge an Salicylsäure, die aus Salicin gewonnen wird, ist jedoch gering, und die Wirkung des Arzneimittels ist möglicherweise auf seine anderen Bestandteile zurückzuführen.
  • Dosisabhängige Schmerzlindernde Wirkungen von Weidenrinden-Trockenextrakt (DEV 8-14:1; Ethanol 70%) wurden in kontrollierten klinischen Studien bei Patienten mit Verschlimmerungen von Rückenschmerzen beobachtet.
  • Die entzündungshemmenden Wirkungen der Weidenrinde wurden in vitro (Hühnerei-Chorioallantoismembran-Test, Wirkungen auf COX-1, COX-2, HLE und 5-LOX, Tests auf antioxidative Wirkungen) und in vivo (Rattenpfotenödem, Air Pouch, Adjuvans-induzierte Arthritis, Rithing-Test, Randall-Sellito-Test, durch Bierhefe induzierte Fieberreaktion) untersucht.
  • Die AA- und ADP-induzierte Thrombozytenaggregation war bei Patienten, die Weidenrindenextrakt erhielten, vermindert.
  • Die Salicylglykoside der Weidenrinde bilden nach der Hydrolyse Salicin. Salicin wird zu Saligenin (Salicylalkohol) und Glukose abgebaut. Saligenin wird im Blut und in der Leber zu Salicylsäure oxidiert.
  • Die Einnahme von quantifiziertem Weidenrindenextrakt (1.360 mg, entspricht 240 mg Salicin) führte dazu, dass im Serum neben Salicylursäure (10 %) und Gentisinsäure (4 %) Salicylsäure als wichtigster Metabolit von Salicin nachgewiesen wurde (86 % der gesamten Salicylate). Die Spitzenwerte wurden innerhalb von 2 Stunden nach oraler Verabreichung erreicht.
  • Die Serumspitzenwerte der Salicylsäure betrugen im Durchschnitt 1,2 mg/l, und die AUC entsprach derjenigen, die bei einer Einnahme von 87 mg Acetylsalicylsäure zu erwarten war.
  • Die renale („die Niere betreffende“) Ausscheidung erfolgte überwiegend als Salicylursäure.
  • Weidenrinde wird insgesamt eine fiebersenkende (antipyretische), entzündungshemmende (antiphlogistische) und Schmerzlindernde (analgetische) Wirkung nachgesagt.

Traditionelle Anwendungen

ausschließlich auf der Grundlage langjähriger Verwendung als traditionelles pflanzliches Arzneimittel

Weidenrinde zur Linderung von leichten Gelenkschmerzen und leichten rheumatischen Beschwerden

Bewertung: 4 von 5.

Zum Schlucken (Orale Einnahme)

  • Kräutertee: 1-3 g zerkleinerte Weidenrinde in 150 ml kochendem Wasser als Aufguss; 3-mal täglich
    oder 4 g zerkleinerte Weidenrinde als Abkochung (mit 200 ml Wasser übergießen; 15 Minuten zugedeckt kochen, 15 Minuten ziehen lassen, abseihen); 3-mal täglich je ein Glas, warm und frisch zubereitetet nach den Mahlzeiten trinken
  • Pulverisierte Weidenrinde: 260-500 mg; 3- bis 8-mal täglich; nach den Mahlzeiten einzunehmen. Es wird empfohlen, mit einer größeren Menge an heißem Wasser einzunehmen
  • Weidenrinde-Tinktur (Verhältnis 1:5; Ethanol 25%): 15-24 ml pro Tag
  • weitere Anwendungsformen: wässrige Weidenrinde-Trockenextrakte, alkoholische Weidenrinde-Flüssigextrakt

Nicht länger als 4 Wochen anwenden. Wenn sich die Symptome verschlimmern, sollte ein Arzt oder eine andere in einem Heilberuf tätige qualifizierte Person konsultiert werden.
Präparate sind nicht zur Anwendung bei akuter Arthritis bestimmt, da diese Erkrankung ärztlichen Rat erfordert.

Weidenrinde zur Linderung von Fieber in Verbindung mit einer Erkältung

Bewertung: 4 von 5.

Zum Schlucken (Orale Einnahme)

  • Kräutertee: 1-3 g zerkleinerte Weidenrinde in 150 ml kochendem Wasser als Aufguss; 3-mal täglich
    oder 4 g zerkleinerte Weidenrinde als Abkochung (mit 200 ml Wasser übergießen; 15 Minuten zugedeckt kochen, 15 Minuten ziehen lassen, abseihen); 3 mal täglich je ein Glas, warm und frisch zubereitetet nach den Mahlzeiten trinken
  • Pulverisierte Weidenrinde: 260-500 mg; 3-8 mal täglich; Nach den Mahlzeiten einzunehmen. Es wird empfohlen, mit einer größeren Menge an heißem Wasser einzunehmen
  • Weidenrinde-Tinktur (Verhältnis 1:5; Ethanol 25%): 15-24 ml pro Tag
  • weitere Anwendungsformen: wässrige Weidenrinde-Trockenextrakte, alkoholische Weidenrinde-Flüssigextrakt

Wenn die Symptome während der Anwendung länger als 3 Tage andauern, wenn das Fieber über 39°C steigt, andauert oder mit starken Kopfschmerzen einhergeht oder wenn sich die Symptome verschlimmern, sollte ein Arzt oder eine andere in einem Heilberuf tätige qualifizierte Person konsultiert werden.

Weidenrinde bei Kopfschmerzen

Bewertung: 4 von 5.

Zum Schlucken (Orale Einnahme)

  • Kräutertee: 1-3 g zerkleinerte Weidenrinde in 150 ml kochendem Wasser als Aufguss; 3-mal täglich
    oder 4 g zerkleinerte Weidenrinde als Abkochung (mit 200 ml Wasser übergießen; 15 Minuten zugedeckt kochen, 15 Minuten ziehen lassen, abseihen); 3 mal täglich je ein Glas, warm und frisch zubereitetet nach den Mahlzeiten trinken
  • Pulverisierte Weidenrinde: 260-500 mg; 3-8 mal täglich; Nach den Mahlzeiten einzunehmen. Es wird empfohlen, mit einer größeren Menge an heißem Wasser einzunehmen
  • Weidenrinde-Tinktur (Verhältnis 1:5; Ethanol 25%): 15-24 ml pro Tag
  • weitere Anwendungsformen: wässrige Weidenrinde-Trockenextrakte, alkoholische Weidenrinde-Flüssigextrakt

Wenn die Symptome während der Anwendung länger als 1 Tag andauern oder sich verschlimmern, sollte ein Arzt oder eine andere in einem Heilberuf tätige qualifizierte Person konsultiert werden.

Potentielle Anwendungsgebiete

  • Durch ihren Salicingehalt hat Weide das Potential hornhautaufweichend (keratolytisch) zu wirken.
    In einer randomisierten Kontrollstudie zur Behandlung von Hühneraugen zeigte sich im Vergleich zur üblichen Skalpellbehandlung, dass salicylhaltige Pflaster einen höheren Anteil an Hühneraugen auflösten, weniger Schmerzen verursachten, die Zeit bis zum Wiederauftreten verlängerte und dessen Größe reduzierte. [Farndon LJ, 2013]

Vorsichtshinweis

Die gleichzeitige Anwendung mit schweißtreibenden Präparaten kann sinnvoll sein.

Nicht anwenden bei (Kontraindikation):

  • Überempfindlichkeit gegen den aktiven Wirkstoff
  • Überempfindlichkeit gegen Salicylate oder andere NSAIDs (z. B. Angioödem, Bronchialkrampf oder chronische Urtikaria als Reaktion auf Salicylate oder andere NSAIDs in der Vorgeschichte).
  • Asthma aufgrund einer Empfindlichkeit gegenüber Salicylaten.
  • Aktive peptische Ulkuskrankheit.
  • Drittes Trimester der Schwangerschaft
  • Glucose-6-phosphat-Dehydrogenase-Mangel.
  • Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren wegen des Risikos eines Reye-Syndroms.
  • Schwere Leber- oder Nierenfunktionsstörung.
  • Störungen der Blutgerinnung.

Anwendung nicht empfohlen:

  • Die gleichzeitige Anwendung mit Salicylaten (z.B. Asperin) und anderen NSAIDs (z.B. Ibuprofen) wird ohne ärztlichen Rat nicht empfohlen.
  • Während des ersten und zweiten Trimesters der Schwangerschaft und in der Stillzeit. Salicylate passieren die Plazenta und gelangen in die Muttermilch.

Bei Tinkturen und Extrakten kann Alkohol (Ethanol) enthalten sein.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten (Interaktion):

  • Weidenrinde kann die Wirkung von gerinnungshemmenden Mitteln (Antikoagulanzien) wie Cumarinderivaten leicht verstärken.

Bekannte Nebenwirkungen:

Allergische Reaktionen:

  • wie Hautausschlag, Juckreiz, Urtikaria, Asthma, Exanthem. Die Häufigkeit ist nicht bekannt.

Gastrointestinale Symptome:

  • wie Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall, Dyspepsie, Sodbrennen. Die Häufigkeit ist nicht bekannt.

Beim Auftreten von unerwünschten Wirkungen sollte ein Arzt oder ein Apotheker konsultiert werden.

Quellennachweis

Quellen zu Anwendungspotential

  • Farndon LJ, Vernon W, Walters SJ, Dixon S, Bradburn M, Concannon M, Potter J. The effectiveness of salicylic acid plasters compared with ‚usual‘ scalpel debridement of corns: a randomised controlled trial. J Foot Ankle Res. 2013 Sep 24;6(1):40. doi: 10.1186/1757-1146-6-40. PMID: 24063387; PMCID: PMC3856524.