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Johanniskraut

Johanniskraut Illustration

Lateinischer Name: Hyperici herba
Botanischer Name: Hypericum perforatum L.
Verwendeter Pflanzenteil: getrockneter oberirdischer Pflanzenteil

Johanniskraut Illustration

Gut belegte Anwendung

Johanniskraut als pflanzliches Arzneimittel zur Behandlung von leichten bis mittelschweren depressiven Episoden

Bewertung: 4.5 von 5.

Zum Schlucken (Orale Einnahme)

  • Johanniskraut-Trockenextrakt (DEV 3-7:1; Extraktionslösungsmittel Methanol 80% vol.): 300-600 mg; 1- bis 3-mal täglich; Tagesdosis: 600-1800 mg
  • Johanniskraut-Trockenextrakt (DEV 3-6:1; Extraktionslösungsmittel Ethanol 80 % vol.): 900 mg; 1-mal täglich; Tagesdosis 900 mg

Das Einsetzen der Wirkung ist innerhalb von 4 Wochen der Behandlung zu erwarten. Wenn die Symptome während der Anwendung fortbestehen, sollte ein Arzt oder Apotheker konsultiert werden.

Die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wird nicht empfohlen, da keine ausreichenden Daten vorliegen.

Wirkungsweise:

Johnniskraut-Trockenextrakt hemmt die synaptosomale Aufnahme der Neurotransmitter Noradrenalin, Serotonin und Dopamin. Die subchronische Behandlung bewirkt eine Herabregulierung der β-adrenergen Rezeptoren; sie verändert das Verhalten von Tiere in verschiedenen Antidepressiva-Modellen (z.B. erzwungener Schwimmtest) ähnlich wie synthetische Antidepressiva. Napthodianthrone (z.B. Hypericin, Pseudohypericin), Phloroglucinderivate (z.B. Hyperforin) und Flavonoide tragen zu dieser Aktivität bei.

Die Zeit bis zur maximalen Plasmakonzentration (Tmax ) von Hypericin beträgt 4-12 Stunden und die Eliminationshalbwertszeit (T½) etwa 19-36 Stunden.
Die maximale Hyperforin-Konzentration (Tmax ) wird etwa 3-4 Stunden nach der Verabreichung erreicht, und die Eliminationshalbwertszeit (T½) beträgt etwa 15-63 Stunden. Hyperforin kann die Blut-Hirn-Schranke überwinden.
Hyperforin induziert die Aktivität der Stoffwechselenzyme CYP3A4, CYP2B6, CYP2C9, CYP2C19 und P-Glykoprotein dosisabhängig über die Aktivierung des PXR-Systems. Daher kann die Ausscheidung anderer Arzneimittelwirkstoffe beschleunigt werden, was zu verringerten Plasmakonzentrationen führt.

Johanniskraut als pflanzliches Arzneimittel für die kurzfristige Behandlung von leichten depressiven Störungen

Bewertung: 4.5 von 5.

Zum Schlucken (Orale Einnahme)

  • Johanniskraut-Trockenextrakt (DEV 2,5-8:1; Extraktions Lösungsmittel Ethanol 50-68% vol): 600mg oder 612 mg, einmal täglich
    oder 250-650 mg, 2- bis 3-mal täglich mit Tagesdosis: 500-1200 mg

Anwenden für 6 Wochen. Das Einsetzen der Wirkung ist innerhalb von 4 Wochen nach Beginn der Behandlung zu erwarten. Wenn die Symptome während der Anwendung fortbestehen, sollte ein Arzt oder Apotheker konsultiert werden.

Die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wird nicht empfohlen, da keine ausreichenden Daten vorliegen.

Traditionelle Anwendungen

ausschließlich auf der Grundlage langjähriger Verwendung als traditionelles pflanzliches Arzneimittel

Johanniskraut zur Linderung bei vorübergehender geistiger Erschöpfung

Bewertung: 4 von 5.

Zum Schlucken (Orale Einnahme)

  • Johanniskraut-Tinktur (Verhältnis 1:10; Ethanol 45-50% vol.): 2-4 ml, 3-mal täglich
  • Johanniskraut-Tinktur (Verhältnis 1:5; Ethanol 50% vol.): 1-1.5 ml, 3-mal täglich
  • Johanniskraut-Frischpflanzenpresssaft (DEV 1.1-2.5:1): 10-20 ml, 1-3mal täglich, Tagesdosis 10-30 ml
  • Kräutertee: 1.5-2 g des zerkleinerten Johanniskrauts als Aufguss; 2- bis 3-mal täglich
  • Pulverisiertes Johanniskraut: 300-500 mg; 2- bis 3-mal täglich, Tagesdosis: 900-1000 mg
  • Weitere Anwendungsformen: Johanniskraut-Trockenextrakt, Johanniskraut-Flüssigextrakte

Wenn die Symptome während der Anwendung länger als 2 Wochen andauern oder sich verschlimmern, sollte ein Arzt oder eine andere in einem Heilberuf tätige qualifizierte Person konsultiert werden.

Die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wird nicht empfohlen, da keine ausreichenden Daten vorliegen.

Johanniskraut zur Behandlung leichter Hautentzündungen (z. B. Sonnenbrand) und zur Unterstützung der Heilung kleiner Wunden

Bewertung: 4 von 5.

Auf der Haut aufgetragen/äußere Anwendung (Kutane Anwendung)

  • Unverdünnte Zubereitung aus Johanniskraut-Tinktur (Verhältnis 1:10; Ethanol 45-50% vol.) oder Johanniskraut-Flüssigextrakte wie „Rotöl“ (DEV 1:4-20; Pflanzenöl)
  • Kompresse: 2 g zerkleinertes Johanniskraut in 150 ml Wasser als Aufguss, mehrmals täglich als Waschung oder getränkte Kompresse anwenden

Wenn die Symptome während der Anwendung länger als 1 Woche andauern, sich verschlimmern oder wenn Anzeichen von Hautinfektionen beobachtet werden, sollte ein Arzt oder eine andere in einem Heilberuf tätige qualifizierte Person konsultiert werden.

Die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren wird nicht empfohlen, da keine ausreichenden Daten vorliegen.

Johanniskraut zur Linderung von leichten Magen-Darm-Beschwerden

Bewertung: 3.5 von 5.

Zum Schlucken (Orale Einnahme)

  • Kräutertee: 2g des zerkleinerten Johanniskrauts in 150ml Wasser als Aufguss, 2-mal täglich
  • Stabilisierter Frischpflanzenpresssaft (DEV 1:1, Extrahiert mit Wasser, Frisches Johanniskraut vorher über kochendem Ethanol stablisiert): 2,5ml, 3-mal täglich

Wenn die Symptome während der Anwendung länger als 1 Wochen andauern oder sich verschlimmern, sollte ein Arzt oder eine andere in einem Heilberuf tätige qualifizierte Person konsultiert werden.

Die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wird nicht empfohlen, da keine ausreichenden Daten vorliegen.

Johanniskraut zur unterstützenden Behandlung von nervöser Unruhe und verbunden mit Einschlafschwierigkeiten

Bewertung: 4 von 5.

Zum Schlucken (Orale Einnahme)

  • Kräutertee: 2-3g des zerkleinerten Johanniskrauts als Aufguss, 2-mal täglich

Wenn die Symptome während der Anwendung länger als 2 Wochen andauern oder sich verschlimmern, sollte ein Arzt oder eine andere in einem Heilberuf tätige qualifizierte Person konsultiert werden.

Die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wird nicht empfohlen, da keine ausreichenden Daten vorliegen.

Vorsichtshinweis

Nicht anwenden bei (Kontraindikation):

  • Überempfindlichkeit gegen den aktiven Wirkstoff
  • Wenn die Tägliche Dosis von Hyperforin 1 mg übersteigt: Gleichzeitige Anwendung mit Antikoagulantien vom Cumarin-Typ Antikoagulantien, Cyclosporin, Everolimus, Sirolimus, Tacrolimus zur systemischen Anwendung, Fosamprenavir, Indinavir und anderen Protease Inhibitoren, Nukleosid-Reverse-Transkriptase Inhibitoren, Irinotecan, Imatinib und andere Zytostatika Wirkstoffe, die durch CYP3A4, CYP2B6, CYP2C9, CYP2C19 metabolisiert oder durch P-Glykoprotein transportiert werden

Anwendung nicht empfohlen:

  • Während der Anwendung von Johannskraut-Präparaten sollte eine intensive UV-Bestrahlung vermieden werden.
  • In der Schwangerschaft und Stillzeit, da keine ausreichenden Daten vorliegen. Tierversuche haben zu uneindeutigen Ergebnissen geführt. Das potenzielle Risiko für den Menschen ist unbekannt.

Bei Tinkturen und Extrakten kann Alkohol (Ethanol) enthalten sein.

Wechselwirkung mit anderen Medikamenten (Interaktion):

  • Johanniskraut-Trockenextrakt induziert die Aktivität von CYP3A4, CYP2C9, CYP2C19 und P-Glykoprotein. Die gleichzeitige Anwendung von Cyclosporin, Tacrolimus zur systemischen Anwendung, Amprenavir, Indinavir und anderen Proteasehemmern, Irinotecan und Warfarin ist kontraindiziert.
  • Besondere Vorsicht ist geboten bei gleichzeitiger Anwendung aller Arzneimittel, deren Metabolismus durch CYP3A4, CYP2C9, CYP2C19 oder P-Glykoprotein beeinflusst wird (z. B. Amitriptylin, Fexofenadin, Benzodiazepine, Methadon, Simvastatin, Digoxin, Finasterid), da eine Verminderung der Plasmakonzentrationen möglich ist.
  • Die Verringerung der Plasmakonzentrationen von oralen Kontrazeptiva (z.B. Antibabypille) kann zu verstärkten Zwischenblutungen und einer verminderten Sicherheit bei der Geburtenkontrolle führen. Frauen, die orale Kontrazeptiva anwenden, sollten zusätzliche empfängnisverhütende Maßnahmen ergreifen.
  • Vor elektiven Eingriffen sollten mögliche Wechselwirkungen mit Produkten, die bei Allgemein- und Regionalanästhesie verwendet werden, ermittelt werden. Falls erforderlich, sollte das pflanzliche Arzneimittel abgesetzt werden. Die erhöhte Enzymaktivität kehrt innerhalb von 1 Woche nach Absetzen auf ein normales Niveau zurück.
  • Johanniskraut-Trockenextrakt kann in Kombination mit Antidepressiva wie Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (z. B. Sertralin, Paroxetin, Nefazodon), Buspiron oder mit Triptanen zu serotonergen Wirkungen beitragen.
  • Patienten, die andere verschreibungspflichtige Arzneimittel einnehmen, sollten vor der Einnahme von Johanniskraut ihren Arzt oder Apotheker befragen.
  • Klinisch relevante Wechselwirkungen sind nicht zu erwarten, wenn die tägliche orale Einnahme von Hyperforin weniger als als 1 mg und einer Anwendungsdauer von nicht mehr als 2 Wochen aufweist. Dies ist für die traditionellen Anwendung relevant.
  • Es gibt keine bekannten Wechselwirkungen bei kutaner Anwendung

Bekannte Nebenwirkungen:

Bei oraler Einnahme:

  • Magen-Darm-Störungen, allergische Hautreaktionen, Müdigkeit und Unruhe. Die Häufigkeit ist nicht bekannt.
  • Hellhäutige Personen können mit verstärkten sonnenbrandähnlichen Symptomen unter intensivem Sonnenlicht reagieren.

Bei kutaner Anwendung:

  • Hautreaktionen. Die Häufigkeit ist nicht bekannt

Beim Auftreten von unerwünschten Wirkungen sollte ein Arzt oder eine Apotheker konsultiert werden.

Anzeichen einer Überdosierung:

  • Nach der Einnahme von bis zu 4,5 g Johnniskraut-Trockenextrakt pro Tag über 2 Wochen und zusätzlich 15 g Trockenextrakt kurz vor dem Krankenhausaufenthalt wurde über Krampfanfälle und Verwirrtheit berichtet.
  • Nach Einnahme massiver Überdosen sollte der Patient für 1-2 Wochen vor Sonnenlicht und anderen UV-Lichtquellen geschützt werden.

Sicherheitsuntersuchungen

  • Studien zur akuten Toxizität und zur Toxizität bei wiederholter Verabreichung ergaben keine Anzeichen für toxische Wirkungen. Die schwach positiven Ergebnisse eines ethanolischen Extraktes im AMES-Test (Salmonella typhimurium TA 98 und TA 100, mit und ohne Stoffwechselaktivierung) konnten dem Quercetin zugeordnet werden und sind für die Sicherheit des Menschen irrelevant.
    In weiteren In-vitro und In-vivo-Testsystemen konnten keine Hinweise auf Mutagenität festgestellt werden.
  • Mehrere Studien über Extrakte und isolierte Verbindungen aus Hypericum perforatum berichten über In-vitro- und In-vivo-Wirkungen, die sich auf die Entwicklung von Föten behandelter Mütter auswirken könnten.
  • Phototoxizität: Nach oraler Verabreichung von Dosen von 1800 mg eines Extraktes pro Tag über 15 Tage war die Empfindlichkeit der Haut gegenüber UVA erhöht und die Mindestdosis für die Pigmentierung deutlich reduziert. In der empfohlenen Dosierung werden keine Anzeichen von Phototoxizität berichtet.
  • Die Extrakte sollten in Bezug auf Hypericin quantifiziert werden. Die Mengen an Hyperforin und an Flavonoiden sollten zur oralen Anwendung angegeben werden angegeben werden.

Quellennachweis

European Union herbal monograph über Hypericum perforatum L., herba des Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA/HMPC/7695/2021)