Veröffentlicht am

Mönchspfeffer

blühender Mönchspfeffer

Überblick

Weitere Namen: Keuschlamm, Keuschbaum, Abrahamsstrauch, Vitex
Wissenschaftlicher Name: Vitex agnus-castus
Pflanzenfamilie: Lippenblütler (Lamiaceae)
Vorkommen: Mittelmeerraum, Zentralasien, Indien
Verwendete Pflanzenteile: Früchte

Nachgewiesene Wirksamkeit
  • Menstruationszyklus Unregelmäßigkeiten (Regeltempoanomalien)
  • Prämenstruelles Syndrom
  • schmerzhafte Regelblutung
  • Mastodynie (zyklusbedingte Brustschmerzen)
Wirkungspotential
  • Kinderwunschbehandlung
Erfahrungsmedizin
  • Wechseljahrsbeschwerden
  • Unfruchtbarkeit
  • Akne


Allgemeines

Mönchspfeffer wurde zur Arzneipflanze des Jahres 2022 gekürt. [1] Und das nicht ohne Grund, denn so wie sein Name Keuschheitslamm schon vermuten lässt, beeinflussen Mönchspfefferfrüchte die Sexualhormone tatsächlich. Aber kurz zurück zur Geschichte: Es kursieren Gerüchte darüber, dass die Mönchspfeffer-Früchte von Mönchen in Klöstern gegessen wurden, um die sexuelle Lust zu unterdrücken. Das ging teilweise schief, da Mönchspfeffer in niedrigen Dosen eher Potenz steigernd, während er in hohen Dosen durch den antiandrogenen Effekt potenzhemmend wirkt. Vor allem als Pfefferersatz waren die leicht scharf schmeckenden Früchte in Klöstern beliebt. So erklärt sich auch der deutsche Name „Mönchspfeffer“.

Mönchspfeffer fand schon in der Antike in der Frauenheilkunde vielfältige Verwendung. Neben Sitzbädern bei Gebärmutterkrämpfen und innerer Anwendung bei Menstruationszyklus Unregelmäßigkeiten, verwendete man den Mönchspfeffer volksmedizinisch auch bei Wechseljahresbeschwerden, Unfruchtbarkeit, prämenstruellen Brustschmerzen und bei Störungen der Milchbildung.

Heute werden Mönchspfefferpräparate zur innerlichen Behandlung des prämenstruellen Syndroms und bei Unregelmäßigkeiten der Regelblutung (z.B. nach der Einnahme oraler Kontrazeptiva) empfohlen. Mehrere placebo-kontrollierte Studien konnten die Wirkung von Mönchspfeffer auf PMS bestätigen. [2][3][4][5][6]

Auch unsere Balancee, Wellnesslotion für Frauen enthält Mönchspfeffer.

Wirkungsweise

Die Wirkungsweise der Mönchspfeffer-Frucht ist noch nicht vollständig erforscht, aber Laborstudien deuten darauf hin, dass sie auf den Hypothalamus und die Hypophyse, die hormonproduzierenden Bereiche des Gehirns, einwirkt und so die Produktion des Hormons Prolaktin verringert, von dem angenommen wird, dass es eine Rolle beim prämenstruellen Syndrom spielt und die Sekretion von LH und Progesteron erhöht, was eine Östrogen-Progesteron-Balance unterstützt, die wiederum eine reguläre Zyklusfunktion fördert.

Die Wirkungseffekte des Mönchspfeffers werden also vor allem auf dopaminerge und prolaktinsenkende Eigenschaften zurückgeführt. Als Folge der Bindung an die Dopamin-D2-Rezeptoren wird der Prolaktinspiegel gesenkt und die FSH- und LH-Freisetzung wird normalisiert. Die Beteiligung weiterer Systeme und Rezeptoren (wie z.B. Histamin-H1 oder Östrogen-Rezeptoren) wird diskutiert. Zur vollen Klärung der Wirkmechanismen sind weitere wissenschaftliche Studien notwendig.

Weitere Inhaltsstoffe sind Iridoidglykoside, lipophile Flavonoide, Diterpene und ätherische Öle. [7][8]

Anwendung & Dosierung [8]

Im Allgemeinen werden wässrig-alkoholische Extrakte in Form von Fertigarzneien eingesetzt. Dabei entspricht eine Tagesdosierung 30–40 mg Droge. 

Die Fertigarzneimittel werden üblicherweise regelmäßig ohne Unterbrechung einmal täglich über einen Zeitraum von mindestens 3 Monaten eingenommen. Die Packungsbeilagen beachten.

Vorsichtshinweise

Frauen mit einem östrogenempfindlichen Tumor müssen vor einer Behandlung mit Mönchspfefferfrüchten ärztlichen Rat einholen. Dies gilt auch für Frauen, die Dopamin-Rezeptor-Antagonisten, Östrogene und Antiöstrogene einnehmen (mögliche Wechselwirkungen), sowie für Frauen mit einer Hypophysenerkrankung in der Vorgeschichte. Bei Prolaktin-produzierenden Tumoren der Hypophyse besteht die Gefahr der Maskierung von Tumorsymptomen.

Es gibt keine Indikation für die Anwendung von Mönchspfefferfrüchten während der Schwangerschaft; während der Stillzeit wird die Anwendung von Mönchspfefferfrüchten nicht empfohlen, da sie die Stillzeit beeinträchtigen können. Die Anwendung bei Jugendlichen unter 18 Jahren wird aufgrund mangelnder Kenntnisse nicht empfohlen.

Gelegentlich können allergische Reaktionen, juckende Hautausschläge, sowie Kopfschmerzen und Müdigkeit auftreten.

Quellen

[1] http://www.klostermedizin.de/index.php/heilpflanzen/arzneipflanze-des-jahres/71-arzneipflanze-des-jahres-2022-moenchspfeffer-keuschlamm-vitex-agnus-castus

[2] Csupor D, Lantos T, Hegyi P, Benkő R, Viola R, Gyöngyi Z, Csécsei P, Tóth B, Vasas A, Márta K, Rostás I, Szentesi A, Matuz M. Vitex agnus-castus in premenstrual syndrome: A meta-analysis of double-blind randomised controlled trials. Complement Ther Med. 2019 Dec;47:102190. doi: 10.1016/j.ctim.2019.08.024. Epub 2019 Aug 30. PMID: 31780016. 

[3] Verkaik S, Kamperman AM, van Westrhenen R, Schulte PFJ. The treatment of premenstrual syndrome with preparations of Vitex agnus castus: a systematic review and meta-analysis. Am J Obstet Gynecol. 2017 Aug;217(2):150-166. doi: 10.1016/j.ajog.2017.02.028. Epub 2017 Feb 22. PMID: 28237870. https://www.ajog.org/article/S0002-9378(17)30319-8/fulltext https://doi.org/10.1016/j.ctim.2019.08.024

[4] Schellenberg R. Treatment for the premenstrual syndrome with agnus castus fruit extract: prospective, randomised, placebo controlled study. BMJ 2001; 322 :134 doi:10.1136/bmj.322.7279.134 https://www.bmj.com/content/322/7279/134

[5] He Z, Chen R, Zhou Y, et al. Treatment for premenstrual syndrome with Vitex agnus castus: A prospective, randomized, multi-center placebo controlled study in China. Maturitas. 2009;63(1):99–103. https://www.maturitas.org/article/S0378-5122(09)00031-0/fulltext

[6] Schellenberg R, Zimmermann C, Drewe J, Hoexter G, Zahner C. Dose-dependent efficacy of the Vitex agnus castus extract Ze 440 in patients suffering from premenstrual syndrome. Phytomedicine. 2012;19(14):1325–1331. https://doi.org/10.1016/j.phymed.2012.08.006

[7] Bäumler, S. (2021): „Heilpflanzenpraxis heute – Rezepturen und Anwendung“, S. 1151, 1168. 3. Auflage 2021: Elsevier GmbH, München. Online: https://books.google.de/books?id=SCsNEAAAQBAJ

[8] Bäumler, S. (2012): „Heilpflanzenpraxis heute – Heilpflanzenportraits“, 2. Auflage 2012, S. 1232-1243: Elsevier GmbH, München. https://www.narayana-verlag.de/Heilpflanzenpraxis-Heute-Band-1-Siegfried-Baeumler/b13176