
Überblick
Weitere Namen: Saat-Hafer, Echter Hafer, Mittelmeerhafer, Gemeiner Hafer, Rispenhafer, Habern
Wissenschaftlicher Name: Avena sativa
Pflanzenfamilie: Süßgrasgewächse (Poaceae)
Vorkommen: Mittel- und Südeuropa, Westasien, Mittelamerika
Verwendete Pflanzenteile: Kraut (Grüner Hafer & Haferstroh), Früchte
Nachgewiesene Wirksamkeit
- entzündliche Hauterkrankungen mit Juckreiz
Wirkungspotential
- Schlaf- und Einschlafströungen
- Stress → beruhigend
- Aufbau und Kräftigung bei Erschöpfung
Erfahrungsmedizin
- Neurodermitis
- Akne
- nässende Ekzeme
Allgemeines
Hafer erfreut sich schon lange als Kulturpflanze großer Beliebtheit. Weniger bekannt ist, dass ihm auch in der Volksheilkunde vielfältige Wirkungen nachgesagt werden. Im Jahr 2017 wurde er sogar zur Arzneipflanze des Jahres gewählt. [1] Ein heißer Teeaufguss soll beruhigende, nervenstärkende und harntreibende Wirkung haben. Regelmäßiges Trinken von Hafertee wurde in der Erfahrungsheilkunde auch angewandt, um die Ausscheidung von Harnsäure und anderen Stoffwechselprodukten zu fördern. Warme Vollbäder mit Haferstrohextrakt wurden bei gereizter, juckender und geröteter Haut eingesetzt. [2]
Abgesehen von der Anwendung bei Hauterkrankungen, konnten die volkstümlichen Anwendungen bislang nicht wissenschaftlich bestätigt werden. Die Verwendung von Haferstroh gegen entzündliche, seborrhoische Hauterkrankungen mit Juckreiz gilt bislang als einziges von der Kommission E (Wissenschaftliches Gremium des BfArM zur Einschätzung von Arzneipflanzen) anerkanntes Anwendungsgebiet. [3]
Pflegecremes auf Haferbasis konnten laut ersten Forschungsergebnissen, Neurodermitis-Symptome deutlich reduzieren und auch den Bedarf an Kortisonsalbe verringern. [4]
Die Intensiv-Pflegecreme TakeCaree von reemedee enthält ebenfalls Hafer.
Wirkungsweise
Im grünen Haferkraut ist ein hoher Anteil von Kieselsäure in löslicher Form nachweisbar. Der Kieselsäuregehalt ist vermutlich hauptverantwortlich für die nachgewiesene Wirkung bei Hautproblemen.
Außerdem sind neben Kohlenhydraten (u. a. β-Glukane, Pentosane, Oligosaccharide) die stickstoffhaltigen Verbindungen Flavonoide (Vitexin- und Isovitexinderivate), Flavonolignane und die Steroidsaponine Avenacosid A und B zu finden. Im Vergleich zu anderen Getreidearten enthält Hafer überdurchschnittliche Anteile von Eisen (39 mg), Mangan (8,5 mg) und Zink (19,2 mg) pro 100 g Trockenmasse. [5]
Anwendung & Dosierung [6]
Teezubereitung
Aufguss: 3 g geschnittenes Haferstroh auf 250 ml Wasser, bis zu 3 Tassen täglich.
Kaltauszug: 10g (1EL) Haferfrüchte mit 250 ml Wasser kalt übergießen, 10–12 h ziehen lassen. Anschließend die Körner zerdrücken, erneut 2–3 h ziehen lassen, dann abseihen., täglich 2 Tassen leicht erwärmt trinken.
Abkochung: 20g (2EL) Haferfrüchte mit 1,5 l kaltem Wasser übergießen, unter häufigem Umrühren zum Kochen bringen, bis die Hälfte des Wassers eingekocht ist. Über den Tag verteilt trinken.
Äußere Anwendung
Vollbad: ca. 100 g geschnittenes Haferstroh mit 3 l Wasser kochen, abseihen und dem Badewasser zusetzen. Alternativ von der Tinktur 50–100 ml dem Badewasser hinzugegeben.
Fertigarzneimittel
Tinktur: Bei Bedarf mehrmals täglich 5–15 Tropfen
Monopräparate: Hafer naturreiner Heilpflanzensaft Schoenenberger
Vorsichtshinweise
Es sind bislang keine Nebenwirkungen, Wechselwirkungen oder Kontraindikationen bekannt. Selten können Überempfindlichkeitsreaktionen aufgrund einer Kontamination mit Gluten auftreten.
Quellen
[1] Ganz, C. (2017): Schweiz Z Ganzheitsmed 2017;29:225–227 DOI: 10.1159/000463376, https://www.karger.com/Article/Pdf/463376, zuletzt gesehen am 23.06.2022
[2] Bäumler, S. (2012): „Heilpflanzenpraxis heute – Heilpflanzenportraits“, 2. Auflage 2012: Elsevier GmbH, München. https://www.narayana-verlag.de/Heilpflanzenpraxis-Heute-Band-1-Siegfried-Baeumler/b13176
[3] Kommission E (1987): Erscheinungsdatum Bundesanzeiger: 15.10.1987., Heftnummer: 193., ATC-Code: D11PG. Monographie BGA/BfArM (Kommission E) https://buecher.heilpflanzen-welt.de/BGA-Kommission-E-Monographien/avenae-stramentum-haferstroh.htm
[4] Oberhofer, E. (2015): „Creme auf Haferbasis bessert Neurodermitis-Symptome.“ Ästhetische Dermatologie & Kosmetologie, Ausgabe 1/2015 veröffentlicht am 18.Februar 2015. https://doi.org/10.1007/s12634-015-0857-9
[5] Wied, S. (2016): „Hafer“ im Pschyrembel online: https://www.pschyrembel.de/Hafer/T045J , zuletzt gesehen am: 20.06.2022
[6] Bäumler, S. (2021): „Heilpflanzenpraxis heute – Rezepturen und Anwendung“, S. 1310. 3. Auflage 2021: Elsevier GmbH, München. Online: https://books.google.de/books?id=SCsNEAAAQBAJ