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Cayennepfeffer

Cayenne (Chili) Illustration
  • Lateinischer Name: Capsici fructus
  • Botanischer Name: Capsicum annuum L. var. minimum (Miller) Heiser und kleinfrüchtige Varietäten von Capsicum frutescens L.
  • Verwendeter Pflanzenteil: getrocknete reifen Früchte (meist vom Kelch befreit)
  • Enthaltene Inhaltsstoffe: Capsaicinoide
  • Klassifizierung: Pflanzliche Zubereitungen gegen Gelenk- und Muskelschmerzen zur topischen Anwendung (ATC-Code: M02AP)
Cayennepfeffer Illustration

Gut belegte Anwendung

Cayennepfeffer als pflanzliches Arzneimittel zur Linderung von Muskelschmerzen, wie Schmerzen im Bereich des unteren Rückens

Bewertung: 4.5 von 5.

Auf der Haut/äußere Anwendung (kutane Anwendung)

  • Medizinisches Pflaster
    – 1 Wärmepflaster (22 x 14 cm) mit einem Dickextrakt aus Cayennepfeffer (DEV 4-7:1; standardisiert auf 2,0-2,78% Gesamt-Capsaicinoide, Extraktionslösungsmittel Ethanol 80% vol.), entsprechend 11 mg Capsaicinoide, ausgedrückt als Capsaicin (= 35 μg / cm2).
    – 1 Wärmepflaster (12 x 18 cm) mit einem Dickextrakt aus Cayennepfeffer (DEV 4-7:1; standardisiert auf 2,0-2,78% Gesamt-Capsaicinoide, Extraktionslösungsmittel Ethanol 80% vol.), entsprechend 4,8 mg Capsaicinoide, ausgedrückt als Capsaicin (= 22 μg/cm2).
    Tägliche Dosis: Maximal 1 Pflaster pro Tag sollte für mindestens 4 und bis zu 12 Stunden auf die betroffene Stelle aufgetragen werden. Es sollte ein Abstand von mindestens 12 Stunden eingehalten werden, bevor ein neues Pflaster auf dieselbe Stelle aufgetragen wird
  • Halbfeste Darreichungsformen (z.B. als Salbe, Creme, Gel) entsprechend 40-53 mg Capsaicinoide pro 100 g (z.B. aus Cayennepfeffer-Dickextrakt (DEV 4-7:1; standardisiert auf 2,0-2,78% Gesamt-Capsaicinoide, Extraktionslösungsmittel Ethanol 80% vol.); Cayennepfeffer-Dickextrakt (DEV 1,5-2,5:1; Extraktionslösungsmittel Ethanol 96% vol.) oder Cayennepfeffer-Dickextrakt (DEV 11-30:1; Extraktionslösungsmittel Propan-2-ol))
    in einer dünnen Schicht auf die betroffene Stelle 2- bis 4-mal täglich auftragen.

Nach der Berührung oder Handhabung des Pflasters/der festen Darreichungsform sollten die Hände mit Wasser und Seife gewaschen werden.
Das Arzneimittel sollte nicht in der Nähe der Augen oder auf den Schleimhäuten angewendet werden.
Es wird empfohlen, nicht an der Applikationsstelle zu kratzen, um Schäden an der Haut zu vermeiden.
Die Anwendung zusätzlicher Wärmequellen während der Behandlung sollte vermieden werden (z. B. Sonnen- oder Infrarotstrahlung, Heizkissen oder warmes Wasser). Die Wärmewirkung kann auch durch körperliche Aktivität (Schwitzen) verstärkt werden.
Die Anwendung sollte abgebrochen werden, wenn die Wärmewirkung als zu stark empfunden wird. In diesem Fall sollte das Pflaster oder der Überschuss der halbfesten Darreichungsform entfernt werden.

Die Anwendung sollte bis zum Erreichen der Schmerzlinderung fortgesetzt werden, gegebenenfalls bis zu 3 Wochen. Nach 3 Wochen der Anwendung ist eine Pause von mindestens 2 Wochen erforderlich.
Wenn die Symptome während der Anwendung des Arzneimittels fortbestehen oder sich verschlimmern, sollte ein Arzt oder Apotheker konsultiert werden.

Wirkungsweise
  • Cayennepfeffer enthält einen Stoff mit dem Namen Capsaicin. Capsaicin ist ein selektiver Agonist für den TRPV1-Rezeptor („Transient Receptor Potential Vanilloid 1“). Dies bedeutet, dass er den TRPV1- Rezeptor, der sich in den Nozizeptoren (Schmerzrezeptoren) der Haut befindet, stimuliert. Mithilfe des Capsaicins werden die TRPV1-Rezeptoren überstimuliert. Durch die Überstimulierung werden die Rezeptoren unempfindlich und können nicht mehr auf die Reize reagieren, die normalerweise Schmerzen hervorrufen.
  • Capsaicin ist der wichtigste Scharfstoff in den Früchten der Capsicum-Pflanze. Der genaue Wirkmechanismus ist noch nicht vollständig geklärt.
  • Topisch appliziertes Capsaicin löst eine lokale Reizung aus, die sich symptomatisch als Erythem und ein brennendes, manchmal juckendes Gefühl äußert. Dies kann auf einen neurogenen Entzündungsprozess zurückgeführt und durch die Freisetzung des Neurotransmitters Substanz P erklärt werden.
  • Die zweite Phase der Capsaicin-Wirkung ist mit antinozizeptiven („gegen die Schmerzwahrnehmung wirkend“) Effekten verbunden, deren Dauer von Stunden bis Wochen reicht. Die Verarmung des Neurons an Substanz P nach wiederholter Anwendung führt zu einer langfristigen Desensibilisierung gegenüber Brennen und Schmerz.
  • Capsaicin wird perkutan absorbiert. Tierdaten deuten auf eine systemische Bioverfügbarkeit von topisch appliziertem Capsaicin von 27 bis 34 % hin.
  • Das absorbierte Capsaicin wird hauptsächlich in der Leber metabolisiert und in Form von Metaboliten mit dem Urin und den Fäkalien ausgeschieden.

Vorsichtshinweis

Nicht anwenden bei (Kontraindikation):

  • Überempfindlichkeit gegen den aktiven Wirkstoff
  • Überempfindlichkeit gegen andere Capsaicinoid-Quellen (z. B. Paprikapflanzen oder Chili)
  • Verletzter Haut, Wunden und Ekzeme

Anwendung nicht empfohlen:

  • Bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren, da keine ausreichenden Daten vorliegen
  • In der Schwangerschaft und Stillzeit: Tierstudien haben nach hohen subkutanen („unter der Haut“) Capsaicin-Dosen Reproduktionstoxizität gezeigt. Capsaicin passiert die Plazenta und kann in die Muttermilch übergehen.
    Obwohl pränatale („vor der Geburt“) und neonatale („den Neugeboren betreffend“) Wirkungen von Capsaicin bei Dosen auftraten, die über der maximalen klinischen Dosis von Pflastern/halbfesten Darreichungsformen lagen, sollten die Pflaster/halbfesten Darreichungsformen während der Schwangerschaft und Stillzeit nur nach einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung verwendet werden

Wechselwirkung mit anderen Medikamenten (Interaktion):

  • Das Pflaster/die halbfeste Darreichungsform ist nicht dafür bestimmt, gleichzeitig mit anderen topischen Produkten [z. B. anderen durchblutungsfördernden Mitteln (die eine Rötung der Haut verursachen) oder schmerzlindernden Gelen] an der gleichen Applikationsstelle angewendet zu werden.
  • Wechselwirkungen mit anderen Produkten, die an der gleichen Applikationsstelle angewendet werden, können sogar noch bis zu 12 Stunden nach Abnehmen des Pflasters auftreten.

Bekannte Nebenwirkungen:

Medizinisches Pflaster:

  • Der Wirkstoff bewirkt eine verstärkte lokale Durchblutung mit deutlicher Rötung der Haut und einem Wärmegefühl. Diese Reaktion ist Teil der normalen pharmakologischen Wirkung des Präparats und klingt in der Regel innerhalb kurzer Zeit nach Abnehmen des Pflasters ab.
  • In seltenen Fällen (~1/10.000 bis <1/1.000): Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut und allergische Reaktionen (z. B. Urtikaria, Bläschenbildung an der Applikationsstelle). Die Behandlung ist in solchen Fällen sofort abzubrechen. Insbesondere in den ersten Tagen der Behandlung kann ein brennendes, stechendes oder juckendes Gefühl auftreten. Werden die Nebenwirkungen im Einzelfall als zu stark empfunden, sollte die Behandlung abgebrochen werden.

Halbfeste Darreichungsformen:

  • Der Wirkstoff bewirkt eine verstärkte lokale Durchblutung mit deutlicher Rötung der Haut und Wärmegefühl. Diese Reaktion ist Teil der normalen pharmakologischen Wirkung des pflanzlichen Präparates.
  • Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut und allergische Reaktionen (z. B. Urtikaria, Blasenbildung oder Bläschenbildung an der Applikationsstelle) können auftreten. Die Häufigkeit ist nicht bekannt.
    Die Behandlung ist in solchen Fällen sofort abzubrechen.
    Wenn in Einzelfällen Brennen, Stechen oder Juckreiz als übermäßig empfunden werden, sollte die Behandlung abgebrochen werden.

Beim Auftreten unerwünschter Wirkungen sollte ein Arzt oder anderes qualifiziertes medizinisches Fachpersonal konsultiert werden.

Sicherheitsuntersuchungen:

Wirkstoff Capsaicin:

  • Die akute Toxizität von Capsaicin bei Mäusen verlief in der Reihenfolge intravenös > intraperitoneal > subkutan > oral > dermal, was darauf hindeutet, dass die systemische Absorption und Toxizität nach dermaler Applikation geringer waren als nach einer oralen Dosis. Hohe subkutane Capsaicin-Dosen waren bei Ratten nicht teratogen. Es gab jedoch Hinweise darauf, dass Capsaicin die Plazenta durchquert und eine toxische Wirkung auf die peripheren Nerven der Föten ausübt, indem es zu einer starken Verarmung der Substanz P aus immunreaktiven Nervenfasern im Dorsalhorn des Rückenmarks führt. Die pränatale Behandlung von Ratten mit hohen subkutanen Capsaicin-Dosen (50 mg/kg) führte zu funktionellen neuronalen Defekten, während die neonatale Behandlung ein verzögertes Körperwachstum und eine verzögerte sexuelle Reifung, eine verringerte Paarungshäufigkeit und reduzierte Trächtigkeiten zur Folge hatte.
  • Es ist unwahrscheinlich, dass Capsaicin in den Mengen, die kutan aus dem Pflaster/der halbfesten Darreichungsform absorbiert werden, eine signifikante Gefahr für den Menschen darstellt.

Quellennachweis