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Ingwer

Ingwer (Zingiber officinale) Illustration
  • Lateinischer Name: Zingiberis rhizoma
  • Botanischer Name: Zingiber officinale Roscoe
  • Verwendeter Pflanzenteil: getrockneter Rhizom (den unterirdischen Wurzelstock), meist geschält
  • Enthaltene Inhaltsstoffe: Ätherische Öle, Scharfstoffe
  • Klassifizierung: Pflanzliche Antiemetika (ATC-Code: A04AP)
Ingwer (Zingiber officinale) Illustration

Gut belegte Anwendung

Ingwer als pflanzliches Arzneimittel zur Vorbeugung von Übelkeit und Erbrechen bei Reisekrankheit

Bewertung: 4.5 von 5.

Zum Schlucken (Orale Einnahme)

  • 1 – 2 g pulverisierter Ingwer; 1 Stunde vor Reiseantritt

Wenn sich die Symptome während der Einnahme des Arzneimittels verschlimmern, sollte ein Arzt oder Apotheker konsultiert werden.

Die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wird nicht empfohlen, da keine ausreichenden Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit vorliegen.

Wirkungsweise

Der genaue Wirkmechanismus auf Magen und Darm ist noch nicht vollständig geklärt, aber es wird angenommen, dass Ingwer bestimmte Rezeptoren für das Hormon 5HT3 (Serotonin) blockiert, die an der Kontraktion der glatten Muskulatur in Magen und Darm beteiligt sind. Bindet Serotonin an diese Rezeptoren, führt dies zu Übelkeit und Erbrechen.

Ingwer wird eine Wirkung gegen Erbrechen (antimetisch), steigern die Kontraktionskraft des Herzen (positiv inotrop), Förderung der Speichel- und Magensaftsekretion, gallentreibende (cholagog), sowie beim Menschen eine Steigerung der Tonus und Peristaltik im Darm zugeschrieben. Bei Tieren ebenfalls eine krampflösende (spasmolytische) Wirkung.

Traditionelle Anwendungen

ausschließlich auf der Grundlage langjähriger Verwendung als traditionelles pflanzliches Arzneimittel

Ingwer zur Linderung der Symptome einer Reisekrankheit

Bewertung: 4.5 von 5.

Zum Schlucken (Orale Einnahme)

  • Ab 12 Jahre: 750 mg pulverisierter Ingwer; eine halbe Stunde vor der Reise
  • Von 6 bis 12 Jahre: 250 oder 500 mg pulverisierter Ingwer; eine halbe Stunde vor der Reise

Wenn die Symptome während der Anwendung länger als 5 Tage andauern oder sich verschlimmern, sollte ein Arzt oder eine andere in einem Heilberuf tätige qualifizierte Person konsultiert werden.

Die Anwendung bei Kindern unter 6 Jahren ist nicht empfohlen, da keine ausreichenden Daten vorliegen.

Ingwer zur Behandlung leichter Magen- oder Darmbeschwerden einschließlich Blähungen und Dyspeptische Beschwerden

Bewertung: 4 von 5.

Zum Schlucken (Orale Einnahme)

  • 180 mg pulverisierter Ingwer; 3-mal täglich nach Bedarf

Wenn die Symptome während der Anwendung länger als 2 Woche andauern oder sich verschlimmern, sollte ein Arzt oder eine andere in einem Heilberuf tätige qualifizierte Person konsultiert werden.

Die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren ist nicht empfohlen, da keine ausreichenden Daten vorliegen.

Potentielle Anwendungsgebiete

  • Wärmewirkung von Ingwer: Eine kleine Pilot-Studie der Uni Tübingen untersuchte den durchblutungsfördernden und wärmenden Effekt eines wärmenden Fußbads. Dabei erhielten 17 Probanden drei Fußbäder. Einmal nur mit warmem Wasser, einmal mit Ingwer und einmal mit Senf. Sowohl Ingwer als auch Senf erhöhten den Wärmeeffekt, jedoch nur mit Hilfe des Ingwers hielt die von den Probanden empfundene Wärme auch länger an. [Vagedes et al., 2018]
  • Auch konnte schon beobachtet werden, dass die Übelkeit bei Chemotherapie mit der Einnahme von Ingwerpulver reduziert werden konnte. [Yekta et al., 2012]

Vorsichtshinweis

Nicht anwenden bei (Kontraindikation)

  • Überempfindlichkeit gegen den aktiven Wirkstoff

Anwendung nicht empfohlen

  • In der Stillzeit, da keine ausreichenden Daten vorliegen
  • In der Schwangerschaft, als Vorsichtsmaßnahme. Eine mäßige Anzahl von Daten über schwangere Frauen (n = 490) deutet darauf hin, dass die Ingwerwurzel keine Missbildungen oder feto/neonatale Toxizität aufweist.
  • Bei Gallensteinleiden sollte die Anwendung nur nach Rücksprache mit dem Arzt erfolgen

Bekannte Nebenwirkungen

  • Häufig (≥1/100 und <1/10): Leichte Magen-Darm-Beschwerden, insbesondere Magenverstimmung, Aufstoßen, Dyspepsie und Übelkeit

Beim Auftreten unerwünschter Wirkungen sollte ein Arzt oder anderes qualifiziertes medizinisches Fachpersonal konsultiert werden.

Sicherheitsuntersuchungen

  • Die Reproduktions- und Entwicklungstoxizität wurde in 3 Studien an Ratten untersucht. In einer Studie wurden eine fortgeschrittene Skelettentwicklung und eine erhöhte Resorption der Embryonen bei Verabreichung von Ingwertee (20 g/l und 50 g/l) während der Trächtigkeitstage 6-15. In einer anderen Studie, in der getrockneter Ingwer-Pulverextrakt in Dosierungen von 500 und 1000 mg/kg/Tag während der Trächtigkeitstage 5-15 verabreicht wurde, wurde eine erhöhte Embryoresorption festgestellt. Es wurden keine maternale Toxizität oder grobe fötale Toxizität oder Defekte beobachtet.
  • Eine Studie zur Toxizität bei wiederholter Verabreichung an Ratten (600 mg/kg pro Tag eines wässrigen Extrakts der Ingwerwurzel über 6 Tage) zeigte ein erhöhtes Hodengewicht und erhöhte Testosteronwerte in den Hoden. In einer anderen Studie, in der Ratten 20 Tage lang täglich 50 und 100 mg/kg Ingwer-Wurzelstock-Pulver verabreicht wurde, wurden keine Veränderungen der Morphologie oder des Gewichts der Hoden im Vergleich zu Kontrollratten festgestellt. In Studien zur chronischen Toxizität wurde kein Verdacht auf andere Organveränderungen geäußert.

Quellennachweis

  • European Union herbal monograph über Zingiber officinale Roscoe, rhizoma des Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA/HMPC/749154/2010)
  • Monographie ASK-Nr. 01399 Zingiberis rhizoma / Ingwerwurzelstock der Kommission E (Phytotherapie) des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), Bundesanzeiger Nr. 851 vom 05.05.1988, Berichtigung: Bundesanzeiger Nr. 501 vom 13.03.1990, Berichtigung: Bundesanzeiger Nr. 1641 vom 01.09.1990

Quellen zu Anwendungspotential

  • J. Vagedes, E. Helmert, S. Kuderer, V. Müller, P. Voege, H. Szőke, J. Valentini, S. Joos, M. Kohl, F. Andrasik, Effects of Footbaths with Mustard, Ginger, or Warm Water Only on Objective and Subjective Warmth Distribution in Healthy Subjects: A Randomized Controlled Trial, Complementary Therapies in Medicine, Volume 41, 2018, Pages 287-294, ISSN 0965-2299, https://doi.org/10.1016/j.ctim.2018.09.024.
  • Yekta, Zohreh Parsa et al. “Ginger as a miracle against chemotherapy-induced vomiting.” Iranian journal of nursing and midwifery research vol. 17,5 (2012): 325-9. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3703071/