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Ingwer

Ingwerblüte

Überblick

Weitere Namen: Ingber, Imber, Schnapswurzel
Wissenschaftlicher Name: Zingiber officinale
Pflanzenfamilie: Ingwergewächse (Zingiberaceae)
Vorkommen: Südostasien, Tropen, Subtropen
Verwendete Pflanzenteile: Wurzelstock

Nachgewiesene Wirksamkeit
  • Reisekrankheit
  • Dyspeptische Beschwerden
Wirkungspotential
  • Cholesterinsenkend
  • Antientzündlich und schmerzlindernd (bei Rheuma, Muskelschmerzen)
  • Antioxidative Wirkung (Alterungsprozessen vorbeugen, Schutz vor Schadstoffen
  • Krebsprävention
  • Gewichtsreduktion
Erfahrungsmedizin
  • Appetitlosigkeit
  • Übelkeit
  • Verdauungsbeschwerden
  • Tonikum (stärkend)


Allgemeines

Ingwer – Heilpflanze des Jahres 2018 – ist nicht nur eine alte Kulturpflanze, sie wurde bereits von dem chinesischen Kaiser und Gelehrten Shennong um 2800 v.Chr. für seine heilende Wirkung geschätzt. Im Altertum gelangte Ingwer über die damals üblichen Handelswerge in den Mittelmeerraum. [1]

In der traditionellen chinesischen, indischen und japanischen Volksheilkunde wird Ingwer bei Schmerzen, Husten, Fieber, Übelkeit, Krämpfen, Bluthochdruck, Arthritis und Arthrose und bei Bluthochdruck angewandt. Auch Ingwerwickel haben eine lange Tradition und werden bei Magen-Darm-Beschwerden (Bauchwickel), Nackenverspannungen (Nackenkompresse) oder Husten- und Bronchitis (Brustwickel) angewandt. [2]

In Tierversuchen konnte Ingwer die schädlichen Auswirkungen einer Strahlenbelastung verringern und bei der oralen Aufnahme von Pestiziden mit der Nahrung, den oxidativen Stress verringern. Auch die antientzündliche, cholesterinsenkende, krebspräventive und gewichtsreduzierende Wirkung konnte bislang nur in Tierversuchen bestätigt werden. Zur wissenschaftlichen Bestätigung dieser Wirkungen sind weitere Humanstudien notwendig.

Die Expertengruppe der Kommission E (Wissenschaftliches Gremium des BfArM zur Einschätzung von Arzneipflanzen), bewertete Ingwer positiv für seine Wirksamkeit bei Magen-Darm-Beschwerden und der Vorbeugung von Reiseübelkeit. Die WHO empfiehlt die Verwendung von Ingwer bei entzündlichen Erkrankungen und rheumatischen Beschwerden.

Studien konnten die Verwendung von Ingwer gegen postoperative Übelkeit und Erbrechen belegen. (3) Auch konnte schon beobachtet werden, dass die Übelkeit bei Chemotherapie mit der Einnahme von Ingwerpulver reduziert werden konnte. [4]

Eine kleine Pilot-Studie der Uni Tübingen untersuchte den durchblutungsfördernden und wärmenden Effekt eines wärmenden Fußbads. Dabei erhielten 17 Probanden drei Fußbäder. Einmal nur mit warmem Wasser, einmal mit Ingwer und einmal mit Senf. Sowohl Ingwer als auch Senf erhöhten den Wärmeeffekt, jedoch nur mit Hilfe des Ingwers hielt die von den Probanden empfundene Wärme auch länger an. [5]

In unserer wärmenden Fußpflege Pedicuree ist deswegen ebenfalls Ingwer enthalten.

Wirkungsweise

Es wurden im Ingwer bisher schon mehr als 400 Inhaltsstoffe identifiziert. Die Ingwerwurzel enthält u.a. einen zähflüssigen Balsam (Oleoresin), der aus Scharfstoffen und ätherischen Ölen besteht. Diese werden bislang auch als die Hauptwirkstoffe angenommen. Die Gingerole und Shogaole regen die Wärmerezeptoren der Haut bzw. Schleimhäute an und führen so innerlich zu vermehrter Speichel- und Magensaftsekretion. Die Magen-Darmtätigkeit wird angeregt, die gastrointestinale Transitzeit beschleunigt und eine krampflösende Wirkung liegt vor. Ebenfalls durch die Gingerole lässt sich die antiemetische (gegen Übelkeit) Wirkung erklären. Dabei handelt es sich vermutlich um einen Serotoninantagonismus, wo Dopamin-Rezeptoren (D2-Rezeptoren) blockiert werden, über die sonst das Signal für Übelkeit und Erbrechen aktiviert werden würde.
Auch die antientzündlichen und analgetischen (schmerzlindernden) sind Gingerole verantwortlich, die neben Shogaolen und Diarylheptanoiden, die Prostaglandin- und Leukotrien Ausschüttung hemmen. [6]

Anwendung & Dosierung [6]

Tagesdosis: max. 2-4g Droge

Als Antiemetikum (gegen Übelkeit/Erbrechen): 2g (1 TL) mit etwas Flüssigkeit einnehmen

Teezubereitung

Aufguss: 2-3g (1TL = 3g) auf eine 250ml Wasser

Außere Anwendungen

Wärmendes Fußbad: 70g frische Ingwerwurzel in Scheiben auf eine Schüssel warmes Wasser

Vorsichtshinweise

Keine Nebenwirkungen bekannt. Bei Schwangerschaft fehlen Daten hinsichtlich der Sicherheit.

Bei Gallensteinleiden nur nach Rücksprache mit dem Arzt einnehmen.

In seltenen Fällen kann Ingwer die Haut reizen.

Nicht mit anderen Arzneistoffen gegen Übelkeit und Erbrechen (5HT3-Antagonisten) gleichzeitig einnehmen.

Quellen

[1] Springer Medizin. Ingwer zur Heilpflanze 2018 gekürt. CME 15, 6 (2018). https://doi.org/10.1007/s11298-018-6824-9

[2] Badreldin H. Ali, Gerald Blunden, Musbah O. Tanira, Abderrahim Nemmar, Some phytochemical, pharmacological and toxicological properties of ginger (Zingiber officinale Roscoe): A review of recent research, Food and Chemical Toxicology, Volume 46, Issue 2, 2008, Pages 409-420, ISSN 0278-6915, https://doi.org/10.1016/j.fct.2007.09.085.

[3] Barbara Tóth, Tamás Lantos, Péter Hegyi, Réka Viola, Andrea Vasas, Ria Benkő, Zoltán Gyöngyi, Áron Vincze, Péter Csécsei, Alexandra Mikó, Dávid Hegyi, Andrea Szentesi, Mária Matuz, Dezső Csupor, Ginger (Zingiber officinale): An alternative for the prevention of postoperative nausea and vomiting. A meta-analysis, Phytomedicine, Volume 50, 2018, Pages 8-18, ISSN 0944-7113, https://doi.org/10.1016/j.phymed.2018.09.007

[4] Yekta, Zohreh Parsa et al. “Ginger as a miracle against chemotherapy-induced vomiting.” Iranian journal of nursing and midwifery research vol. 17,5 (2012): 325-9. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3703071/

[5] J. Vagedes, E. Helmert, S. Kuderer, V. Müller, P. Voege, H. Szőke, J. Valentini, S. Joos, M. Kohl, F. Andrasik, Effects of Footbaths with Mustard, Ginger, or Warm Water Only on Objective and Subjective Warmth Distribution in Healthy Subjects: A Randomized Controlled Trial, Complementary Therapies in Medicine, Volume 41, 2018, Pages 287-294, ISSN 0965-2299, https://doi.org/10.1016/j.ctim.2018.09.024.

[6] Bäumler, S. (2021): „Heilpflanzenpraxis heute – Rezepturen und Anwendung“, S. 192. 3. Auflage 2021: Elsevier GmbH, München. Online: https://books.google.de/books?id=SCsNEAAAQBAJ