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Aloe

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  • Deutsche Bezeichnungen der Arten: Curaçao-Aloe (Echte Aloe), Kap-Aloe (Aloe capensis)
  • Lateinischer Name: Aloes folii stuccus siccatus
  • Botanischer Name: Aloe barbadensis Miller; Aloe (verschiedene Arten, hauptsächlich Aloe ferox Mill. und dessen Hybride)
  • Verwendeter Pflanzenteil: getrockneter Saft der Blätter
  • Enthaltene Inhaltsstoffe: Anthranoid, überwiegend vom Aloe-Emodin-Typ
  • Klassifizierung: Kontaktlaxanzien (ATC-Code: A06AB)
  • Arzneimittelart: apothekenpflichtiges Arzneimittel
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Gut belegte Anwendung

Aloe als pflanzliches Arzneimittel zur kurzfristigen Anwendung bei gelegentlicher Verstopfung (Obstipation)

Bewertung: 4 von 5.

Zum Schlucken (Orale Einnahme)

  • Aloe-Trockenextrakt (DEV 1-3:1; Wasser, standardisiert auf einen Gehalt von 28,6 – 36,6% Hydroxyanthracenderivaten, berechnet als Aloin – photometrische Methode): entsprechend 10 – 30 mg Hydroxyanthracen-Derivate (berechnet als Aloin); 1-mal täglich nachts einnehmen
    Die richtige Einzeldosis ist die kleinste Dosis, die erforderlich ist, um einen angenehmen, sanft geformten Stuhlgang zu erzeugen.

Sollte nicht länger als 1 Woche verwendet werden. Normalerweise ist es ausreichend, Aloe zwei bis drei Mal in der Woche einzunehmen.

Wenn die Symptome während der Einnahme fortbestehen oder sich verschlimmern, sollte ein Arzt oder Apotheker konsultiert werden.

Wirkungsweise
  • Arzneimittel aus Aloe enthalten Anthranoide. Die Wirkungsweise von Aloe ist nicht vollständig bekannt, aber Laboruntersuchungen lassen vermuten, dass die Anthranoide die Peristaltik (wellenförmige Bewegungen) der Muskelwand im Dickdarm anregen und so den Stuhl vorwärts schieben können. Möglicherweise erhöhen sie auch die Wassermenge im Darm und machen den Stuhl weicher, so dass er leichter durch den Darm gleiten kann.
  • Die Entleerung erfolgt mit einer Verzögerung von 6-12 Stunden, da der Transport zum Dickdarm und die Metabolisierung zum Wirkstoff eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen.
  • Es gibt zwei verschiedene Wirkmechanismen:
    1) Stimulierung der Motilität des Dickdarms, was zu einer Beschleunigung des Kolontransits führt.
    2) Beeinflussung der Sekretionsvorgänge durch zwei gleichzeitige Mechanismen, nämlich Hemmung der Absorption von Wasser und Elektrolyten (Na+ , Cl – ) in die Dickdarmepithelzellen (antiabsorptive Wirkung) und Erhöhung der Dichtigkeit der tight junctions und Stimulierung der Sekretion von Wasser und Elektrolyten in das Lumen des Dickdarms (sekretagogische Wirkung), was zu einer erhöhten Konzentration von Flüssigkeit und Elektrolyten im Lumen des Dickdarms führt.
  • 1,8-Dihydroxyanthracen-Derivate besitzen eine abführende Wirkung.
  • Aloinoside, Aloine und Hydroxyaloine (B-glykosidisch gebundenen Glykoside – Prodrugs) gelangen direkt in den Dickdarm, wo sie durch bakterielle Enzyme (nämlich Eubacterium sp. Stamm BAR) in die aktiven Anthronverbindungen, hauptsächlich Aloe-Emodin-9-Anthron, umgewandelt werden. Es ist nicht bekannt, in welchem Umfang Aloe-Emodin-9-Anthron absorbiert wird, gilt aber als der aktive laxative Metabolit. Im Falle von Senna zeigen jedoch Tierversuche mit radioaktiv markiertem Rhein-Anthron, das direkt in den Blinddarm verabreicht wird, dass nur ein sehr geringer Anteil (weniger als 10 %) des Rhein-Anthrons absorbiert wird. Beim Menschen wurde nach Einnahme von 86 bzw. 200 mg Aloepulver im Urin Rhein nachgewiesen.
  • Der systemische Stoffwechsel der freien Anthranoide hängt von ihren Ringbestandteilen ab. Im Fall von Aloe-Emodin wurde in Tierversuchen gezeigt, dass mindestens 20-25 % einer oralen Dosis absorbiert werden. Die Bioverfügbarkeit von Aloe-Emodin ist viel geringer als die Absorption, da es schnell zu Rhein und unbekannten Metaboliten oxidiert oder konjugiert wird.
  • Nach Verabreichung anderer Anthranoide gehen aktive Metaboliten, wie z. B. Rhein, in geringen Mengen in die Muttermilch über. Eine abführende Wirkung bei gestillten Säuglingen wurde nicht beobachtet. Tierversuche haben gezeigt, dass die Plazentagängigkeit von Rhein gering ist.

Vorsichtshinweis

Die langfristige Einnahme von stimulierenden Abführmitteln sollte vermieden werden, da die Einnahme über einen kurzen Zeitraum hinaus zu einer Beeinträchtigung der Darmfunktion und zur Abhängigkeit von Abführmitteln führen kann.
Wenn täglich Abführmittel benötigt werden, sollte die Ursache der Verstopfung untersucht werden.
Zubereitungen aus Aloe sollten nur dann eingesetzt werden, wenn eine therapeutische Wirkung nicht durch eine Ernährungsumstellung oder die Gabe von Quellstoffpräperaten erreicht werden kann.

Nicht anwenden bei (Kontraindikation):

  • Überempfindlichkeit gegen den aktiven Wirkstoff
  • Fälle von Darmverschlüssen und -verengungen, Atonie, Blinddarmentzündung, entzündlichen Darmerkrankungen (z. B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa),
  • Bauchschmerzen unbekannter Ursache
  • schwerer Dehydratationszustand mit Wasser- und Elektrolytverarmung.
  • Schwangerschaft, aufgrund experimenteller Daten über ein genotoxisches Risiko verschiedener Anthranoide, z.B. Emodin und Aloe-Emodin
  • Stillzeit, da nach der Verabreichung von Anthranoiden aktive Metaboliten, wie z. B. Rhein, in geringen Mengen in die Muttermilch ausgeschieden wurden.
  • Kindern unter 12 Jahren

Bei Anwendung sollte beachtet werden:

  • Patienten, die Herzglykoside, Arzneimittel gegen Herzrhythmusstörungen, Arzneimittel, die eine QT-Verlängerung bewirken, Diuretika, Nebennierenrindenhormone oder Süßholzwurzel einnehmen, müssen vor der gleichzeitigen Einnahme von Aloe-Präparaten ihren Arzt befragen.
  • Wie alle Abführmittel sollten Aloe-Präparate von Patienten mit Stuhlverstopfung und nicht diagnostizierten, akuten oder anhaltenden Magen-Darm-Beschwerden, z. B. Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, nur auf Anraten eines Arztes eingenommen werden, da diese Symptome Anzeichen eines möglichen oder bestehenden Darmverschlusses (Ileus) sein können.
  • Bei Patienten mit Nierenerkrankungen sollte auf ein mögliches Elektrolyt-Ungleichgewicht geachtet werden.

Bei flüssigen Darreichungsformen kann Alkohol (Ethanol) enthalten sein.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten (Interaktion):

  • Eine Hypokaliämie (Kaliumspiegel im Blut zu niedrig) infolge von langfristigem Abführmittelmissbrauch verstärkt die Wirkung von Herzglykosiden und steht in Wechselwirkung mit Antiarrhythmika.
  • Die gleichzeitige Anwendung mit Diuretika, Nebenrindensterioiden (Adrenocorticosteroiden) und Süßholzwurzel kann den Kaliumverlust verstärken.

Bekannte Nebenwirkungen:

Überempfindlichkeit:

  • Überempfindlichkeitsreaktionen wie Juckreiz, Urtikaria, lokale oder generalisierte Exantheme. Die Häufigkeit ist nicht bekannt.

Gastrointestinale Störungen:

  • Bauchschmerzen und -krämpfe sowie flüssigen Stuhlgang, insbesondere bei Patienten mit Reizdarm. Die Häufigkeit ist nicht bekannt.
    Diese Symptome können aber auch allgemein als Folge einer individuellen Überdosierung auftreten. In solchen Fällen ist eine Dosisreduktion erforderlich.
  • bei chronischer Einnahme – mögliche Pigmentierung der Darmschleimhaut (Pseudomelanosis coli), die sich in der Regel nach Absetzen des Präparates zurückbildet. Die Häufigkeit ist nicht bekannt.

Nieren- und Harnwegssymptome:

  • Langfristige Anwendung kann zu einem Wasser- und Elektrolyt-Ungleichgewicht führen und Albuminurie und Hämaturie zur Folge haben. Die Häufigkeit ist nicht bekannt.
  • gelbe oder rot-braune (pH-abhängige) Verfärbung des Urins durch Metaboliten, die klinisch nicht signifikant ist. Die Häufigkeit ist nicht bekannt.

Beim Auftreten von unerwünschten Wirkungen sollte ein Arzt oder Apotheker konsultiert werden.

Anzeichen einer Überdosierung:

  • Die Hauptsymptome einer Überdosierung/eines Missbrauchs sind stechende Schmerzen und schwere Diarrhöe mit entsprechenden Flüssigkeits- und Elektrolytverlusten. Die Behandlung sollte unterstützend sein und reichlich Flüssigkeit enthalten. Die Elektrolyte, insbesondere Kalium, sollten überwacht werden. Dies ist besonders bei älteren Menschen wichtig.
  • Eine chronische Überdosierung von anthranoidhaltigen Arzneimitteln kann zu einer toxischen Hepatitis führen.

Sicherheitsuntersuchungen:

  • Studien mit Emodin (einem Hauptbestandteil von Aloes folii succus siccatus) zeigten Auswirkungen auf die Länge des Östruszyklus bei Ratten und Nephropathie bei Mäusen. Darüber hinaus waren mehrere Hydroxylanthracenderivate in mehreren In-vitro-Testsystemen mutagen und genotoxisch, was jedoch in In-vivo-Systemen nicht nachgewiesen wurde. In Langzeit-Karzinogenitätsstudien wurden Auswirkungen auf Nieren und Dickdarm/Zäkum festgestellt. Die festgestellte Reproduktionstoxizität stand im Zusammenhang mit der maternalen Toxizität aufgrund von Durchfallerkrankungen.

Quellennachweis