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Rizinusöl

Rizinus (Ricinus communis) Illustration

Lateinischer Name: Ricini oleum
Botanischer Name: Ricinus communis L.
Verwendeter Pflanzenteil: Kaltpressung der Rizinussamen, natives Rizinusöl

Rizinus (Ricinus communis) Illustration

Gut belegte Anwendung

Rizinusöl, pflanzliches Arzneimittel, als Abführmittel zur kurzfristigen Anwendung bei gelegentlicher Verstopfung

Bewertung: 4.5 von 5.

Zum Schlucken (Orale Einnahme)

  • Tagesdosis: 2-5 g (2,1-5,3 ml) Rizinusöl als Einzeldosis
    Normalerweise ist es ausreichend, Rizinusöl bis zu 2- bis 3-mal pro Woche einzunehmen.

Eine Anwendung von mehr als 1 Woche erfordert ärztliche Überwachung.
Wenn die Symptome während der Anwendung fortbestehen oder sich verschlimmern, sollte ein Arzt oder Apotheker konsultiert werden.
Der Zeitpunkt des Einsetzens der Stuhlentleerung variiert zwischen 2-6 Stunden.

Wirkungsweise
  • Bei der Einnahme wird Rizinusöl in Rizinolsäure abgebaut, die eine Verringerung der Aufnahme von Flüssigkeit und Salzen im Dünndarm (oberen Darmabschnitt) bewirkt. Hierdurch nimmt der Wassergehalt des Stuhls zu, so dass der Stuhl weicher und die Stuhlpassage erleichtert wird. Zusätzlich stimuliert Rizinusöl die Darmbewegung, wodurch die Stuhlpassage unterstützt wird.
  • Die Absorption steht in umgekehrtem Verhältnis zur verabreichten Dosis. Kleine Dosen von Rizinusöl (4 g) werden vollständig resorbiert, während 11,4 % einer Dosis von 10 g und 86 % einer Dosis von 44,4 g innerhalb von 24 Stunden in den Fäzes erscheinen.
  • Rizinusöl wird im Dünndarm durch Enzyme der Bauchspeicheldrüse hydrolysiert, was zur Freisetzung von Glycerin und Ricinolsäure führt.
  • Die Ricinolsäure wird dann zu Epoxydicarbonsäuren (3,6-Epoxyoctandisäure, 3,6-Epoxydecandisäure und 3,6-Epoxydodecandisäure) metabolisiert, die über den Urin ausgeschieden werden.

Vorsichtshinweis

Die langfristige Einnahme von Abführmitteln sollte vermieden werden. Wenn täglich Abführmittel benötigt werden, sollte die Ursache der Verstopfung untersucht werden.
Werden stimulierende Abführmittel länger als nur kurzzeitig eingenommen, kann dies zu Funktionsstörungen des Darms führen. Rizinusöl sollte nur dann eingesetzt werden, wenn eine therapeutische Wirkung durch eine Ernährungsumstellung oder die Gabe von blähungsbildenden Mitteln nicht erreicht werden kann.

Nicht anwenden bei (Kontraindikation):

  • Überempfindlichkeit gegen den aktiven Wirkstoff
  • Fälle von Darmverschluss und -verengung, Atonie, Blinddarmentzündung, entzündlichen Dickdarmerkrankungen (z. B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), Bauchschmerzen unbekannter Ursache
  • schwerer Dehydrationszustand mit Wasser- und Elektrolytverarmung
  • Schwangerschaft, da Rizinusöl die Wehen beeinflussen kann
  • Stillzeit, da es in die Muttermilch übergehen kann

Anwendung nicht empfohlen:

  • Bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren, da keine ausreichenden Sicherheitsdaten vorliegen

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten (Interaktion)

  • Eine Hypokaliämie (Kaliumspiegel ist Blut zu niedrig) infolge von langfristigem Abführmittelmissbrauch verstärkt die Wirkung von Herzglykosiden und steht in Wechselwirkung mit Antiarrhythmika.
  • Die gleichzeitige Einnahme von Diuretika, Nebennierenkortikosteroiden und Süßholzwurzel kann den Kaliumverlust verstärken.
  • Die gleichzeitige Einnahme von Antihistaminika kann die abführende Wirkung von Rizinusöl verringern.

Bekannte Nebenwirkungen:

  • Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und schwerer Durchfall können auftreten. Die Häufigkeit ist nicht bekannt.
    In solchen Fällen ist eine Dosisreduktion erforderlich.

Beim Auftreten von unerwünschten Wirkungen sollte ein Arzt oder Apotheker konsultiert werden.

Anzeichen einer Überdosierung:

  • Die Hauptsymptome einer Überdosierung sind Magenreizung mit Übelkeit, Erbrechen, Koliken und schwerem Durchfall, Wasser- und Elektrolytverlust.
    Die Behandlung sollte unterstützend mit reichlich Flüssigkeit und Korrektur der Elektrolyte erfolgen. Ein spezifisches Gegenmittel ist nicht verfügbar.

Sicherheitsuntersuchungen:

  • Rizinusöl (2 ml täglich), das an den Tagen 18, 19 und 20 der Trächtigkeit mit der Schlundsonde verabreicht wurde, löste bei trächtigen Ratten die Einleitung der Wehen aus und verkürzte den Verlauf der Geburt.

Quellennachweis

European Union herbal monograph über Ricinus communis L., oleum des Committee on Herbal Medicinal Products der European Medicines Agency (EMA/HMPC/572974/2014)