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Bockshornklee

Bockshornklee Samen

Überblick

Weitere Namen: Filigrazie, Gelblicher Schabzieglerklee, Griechisch Heu, Kuhhornklee, Stundenkraut
Wissenschaftlicher Name: Trigonella foenum-graecum
Pflanzenfamilie: Schmetterlingsblütler (Fabaceae)
Vorkommen: Mittelmeergebiet, Indien, China, Ukraine
Verwendete Pflanzenteile: Samen

Nachgewiesene Wirksamkeit
  • Appetitmangel, Auszehrung, Gewichtsverlust
  • Äußerlich als Umschlag bei Hautentzündungen, Ekzemen, Geschwüren
Wirkungspotential
  • Schleimlösend bei Bronchitis
  • Menstruationsbeschwerden
  • Förderung der Regelblutung
  • Wechseljahrsbeschwerden
  • Impotenz
  • Verdauungsprobleme, Magenschmerzen
  • Schmerzen (Hexenschuss, Kopfschmerzen, Verspannungen,…)
  • Rheumatische Beschwerden
Erfahrungsmedizin
  • Schleimhautentzündungen
  • Diabetes Typ 2
  • Cholesterinsenkend


Allgemeines

Bockshornklee gehört zu den ältesten Arznei- und Kulturpflanzen der Erde und wird in Indien, Teilen von Asien und Ägypten seit mehr als 2500 Jahren verwendet. Seither wird er schon für Breiumschläge bei Entzündungen, bei Furunkeln, Geschwüren und Ekzemen, sowie bei Schmerzen angewandt. In der indischen und chinesischen Volksmedizin werden die gelben Samen für ihre entzündungshemmenden und antioxidativen Eigenschaften geschätzt. [1]

In den letzten Jahrzehnten wurden mehrere gesundheitsfördernde physiologische Eigenschaften von Bockshornkleesamen sowohl in Tierversuchen als auch in kleinen Pilot-Studien am Menschen untersucht. Dazu gehören die antidiabetische Wirkung, der cholesterinsenkende Einfluss, die antioxidative, die verdauungsfördernde und die leberschützende Wirkung. [2]

Erste Studien haben Auswirkungen von Bockshornklee auf den Hormonspiegel v.a. bei Männern untersucht. Dabei konnte ein signifikanter Effekt auf den Testosteronspiegel und eine östrogensenkende Wirkung beobachtet werden. [3]

Bockshornkleetee förderte in mehreren Studien bei stillenden Frauen die Muttermilchproduktion und Gewichtszunahme der Säuglinge. [4]

Das Wirkpotential bei Menstruationsbeschwerden und Hormonbalance ist durch den nachweislichen Diosgenin und Phytoöstrogenanteil sowie den Einfluss auf die Sexualhormone naheliegend, muss aber durch wissenschaftliche Studien weiter erforscht und bestätigt werden.

In unserer Wellnesscreme für Frauen Balancee, ist neben Mönchspfeffer auch Bockshornklee enthalten.

Wirkungsweise [5]

Etwa ein Drittel der Inhaltsstoffe von Bockshornklee besteht aus Schleimstoffen, etwa 25% Proteine und 8% machen Fette und ätherische Öle aus. In kleineren Mengen sind außerdem Eisen, Saponine und Bitterstoffe vorhanden.

Diosgenin reduziert die Bildung entzündlicher Botenstoffe und weist vermutlich auch eine virostatische Wirkung auf. Enthaltene Schleimstoffe legen sich schützend auf gereizte Schleimhäute und fördern die Fortbewegung durch die Darmpassage.
Die Appetitanregende und verdauungsfördernde Wirkung ist auf den aromatischen, leicht bitteren Geschmack zurückzuführen.

Die cholesterinsenkende Wirkung beruht vermutlich auf einer Verminderung der Cholesterinresorption aus dem Darm und eine Interaktion der enthaltenen Saponine mit den Salzen der Gallensäure, die zu einer erhöhten Stuhl-Ausscheidungsrate über den Darm führt.

Die blutzuckersenkende Wirkung basiert auf einer Resorptionsverzögerung durch die enthaltenen Galaktomannane sowie eventuell auch zusätzlich hypoglykämisch wirkende Stoffe.

Anwendung & Dosierung [6]

Teezubereitung

Aufguss: ca. 2-2,5g Bockshornkleepulver auf 250ml Wasser, 3mal täglich vor den Mahlzeiten 1 Tasse trinken.

Kaltauszug: ca. 2-2,5g Bockshornkleepulver mit 250ml Wasser, 3h stehen lassen

Äußere Anwendung

Breiumschlag: 25-50g Bockshornkleepulver mit heißem Wasser zu einem Brei verrühren, ggf. für mehr Geschmeidigkeit 1 TL Öl hinzufügen und fingerdick auf ein angefeuchtetes Mull- oder Baumwolltuch auftragen. An den Ecken umschlagen und auf die zu behandelnde Stelle legen. Zwischentuch darüberlegen und mit einer Binde fixieren. 1-mal täglich für 45-120min anwenden.

Vorsichtshinweise

Bockshornklee kann die Absorption von Arzneimitteln wie Antidiabetika und Insulinpräparaten beeinträchtigen, dabei können Wechselwirkungen, in Form von Wirkverstärkungen oder Abschwächungen, entstehen.

Mögliche Nebenwirkungen sind Verdauungsstörungen wie Blähungen oder Durchfall, Unterzuckerung und Überempfindlichkeitsreaktionen. Bei wiederholter äußerer Anwendung an der gleichen Stelle können unerwünschte Hautreaktionen auftreten.

Nach dem Verzehr von Bockshornklee entwickelt sich ein sogenannter „Ahorn-Sirup“ Körpergeruch, der wieder verschwindet, wenn kein Bockshornklee mehr verzehrt wird.

Quellen

[1] Basch E et al. (2003): Therapeutic applications of fenugreek. Altern Med Rev. 2003 Feb;8(1):20-7. PMID: 12611558. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12611558/

[2] Srinivasan, Krishnapura. (2006): Fenugreek (Trigonella foenum-graecum): A Review of Health Beneficial Physiological Effects. Food Reviews International – FOOD REV INT. 22. 203-224. 10.1080/87559120600586315. https://www.researchgate.net/profile/Krishnapura- Srinivasan/publicatio/249075462_Fenugreek_Trigonella_foenum-graecum

[3] Anahita Mansoori et al. (2020): Effect of fenugreek extract supplement on testosterone levels in male: A meta-analysis of clinical trials. Phytotherapy Research Volume 34, Issue 7 p. 1550-1555. 11.02.2020. https://doi.org/10.1002/ptr.6627

[4] Turkyılmaz C et al. (2011): The effect of galactagogue herbal tea on breast milk production and short-term catch-up of birth weight in the first week of life. J Altern Complement Med. 2011 Feb;17(2):139-42. doi: 10.1089/acm.2010.0090. Epub 2011 Jan 24.

[5] Bäumler, S. (2021): „Heilpflanzenpraxis heute – Rezepturen und Anwendung“, S. 1310. 3. Auflage 2021: Elsevier GmbH, München. Online: https://books.google.de/books?id=SCsNEAAAQBAJ

6 Bäumler, S. (2021): „Heilpflanzenpraxis heute – Rezepturen und Anwendung“, S. 1310. 3. Auflage 2021: Elsevier GmbH, München. Online

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Ringelblume

Calendula

Überblick

Weitere Namen: Ringelrose, Todtenblume, Warzenblume
Wissenschaftlicher Name: Calendula officinalis
Pflanzenfamilie: Korbblütler (Asteraceae)
Vorkommen: Mittel- und Südeuropa, Westasien, Mittelamerika
Verwendete Pflanzenteile: Blüten

Nachgewiesene Wirksamkeit
  • entzündliche Schleimhautveränderungen
  • schlecht heilende Wunden
Erfahrungsmedizin
  • Trockene Haut, Ekzeme
  • entzündlicher Hautausschlag
  • Akne
  • Krampfadern
  • Hämorrhoiden
  • leichtere Schmerzen


Allgemein

Die Verwendung der Ringelblume in der Heilkunst hat eine jahrhundertelange Tradition, die bis in die Antike zurückreicht. Im Jahr 2009 war die Ringelblume Heilpflanze des Jahres. Sie wurde schon von Dioskurides erwähnt und fand damals Anwendung bei Wunden und Geschwüren. In der italienischen Volksmedizin wird sie als entzündungshemmendes und fiebersenkendes Mittel verwendet. Heutzutage findet die Ringelblume in vielen kosmetischen Cremes Verwendung und wird in Deutschland vor allem für pharmakologische Zwecke zur Herstellung von Wundheilsalben angebaut. [1] Die Kommission E (Wissenschaftliches Gremium des BfArM zur Einschätzung von Arzneipflanzen) und die WHO sprechen eine deutliche Empfehlung der Ringelblume für äußerliche Anwendungen bei schlecht heilenden Wunden aus. [2]

Wissenschaftliche Studien konnten vor allem die wundheilende und entzündungshemmende Wirkung der Ringelblume bestätigen. [3][4] Ringelblume eignet sich äußerlich angewandt hervorragend bei Wunden, Ekzemen und trockenen Dermatosen, sowie zur Hautpflege und Schutz bei trockener und rissiger Haut.

Ringelblume ist auch Teil unserer intensiven Hautpflege TakeCaree.

Wirkungsweise

Ringelblume fördert die Wundheilung, indem es die Fibrinbildung und damit den Wundschluss beschleunigt. Auch die letzte Phase der Wundheilung (Epithelialisierungsphase), in der sich Hautgewebe neu bildet, kann durch eine Anwendung mit Ringelblume verkürzt werden. Es wird davon ausgegangen, dass die wundheilende Wirkung v.a. auf enthaltene Karotinoide und den hohen Mangangehalt zurückzuführen ist. Für die antientzündliche Wirkung werden Triterpensaponine & Triterpenalkohole verantwortlich gemacht. In der Pflanze enthaltene Flavonoide & ätherische Öle haben außerdem eine potenziell pilztötende (fungizide) Wirkung. [3][4][5]

Weitere Bestandteile der Ringelblume sind Polysaccharide, Saponine, Cumarine, Carotinoide und Xantophylle.

Anwendung & Dosierung [1]

Teezubereitung

Aufguss: 1–3 g Droge auf 1 Tasse Wasser, 3mal täglich eine Tasse trinken.

Äußere Anwendungen

Umschläge, Spülungen:
Mit trockener Droge: 0,8g (1 EL = etwa 0,8 g) Droge mit 500ml Wasser
übergießen, 5–10 min ziehen lassen und damit spülen bzw. eine Kompresse
tränken.
Mit Tinktur: 2-4ml (1TL = 2 ml) der Tinktur mit ¼–½ l Wasser verdünnen. In der
Ausheilungsphase können auch Calendulasalben verwendet werden.

Salben: 2–5 g Droge in 100 g Salbe einarbeiten.

Vorsichtshinweise

Ringelblume gilt als sehr sicher, es sind bislang keine Nebenwirkungen, Wechselwirkungen oder Kontraindikationen bekannt.

Bei einer bekannten Allergie gegen Korbblütler, sollte man vorsichtig sein, da Ringelblume eine allergische Reaktion auslösen könnte.

Obwohl die Ringelblume bei der Heilung von Wunden wirksam sein kann, sollte sie nicht auf Wunden angewendet werden, die bereits infiziert oder tief sind. Die Ringelblume kann dazu beitragen, dass die oberste Hautschicht schnell zu heilt und die Infektion darunter eingeschlossen wird. [3][4]

Quellen:

[1] Bäumler, S. (2021): „Heilpflanzenpraxis heute – Rezepturen und Anwendung“, S. 1310. 3. Auflage 2021: Elsevier GmbH, München. Online: https://books.google.de/books?id=SCsNEAAAQBAJ

[2] https://www.bfarm.de/SharedDocs/Downloads/DE/Arzneimittel/Zulassung/zulassungsarten/besTherap/amPflanz/mono.html

[3] Silva, D.; Ferreira, M.S.; Sousa-Lobo, J.M.; Cruz, M.T.; Almeida, I.F. Anti-Inflammatory Activity of Calendula officinalis L. Flower Extract. Cosmetics 2021, 8, 31. https://doi.org/10.3390/cosmetics8020031

[4] Givol O, et al. (2019): A systematic review of Calendula officinalis extract for wound healing. Wound Repair Regen. 2019 Sep;27(5):548-561. doi: 10.1111/wrr.12737. Epub 2019 Jun 20. PMID: 31145533.

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Hafer

Haferstroh

Überblick

Weitere Namen: Saat-Hafer, Echter Hafer, Mittelmeerhafer, Gemeiner Hafer, Rispenhafer, Habern
Wissenschaftlicher Name: Avena sativa
Pflanzenfamilie: Süßgrasgewächse (Poaceae)
Vorkommen: Mittel- und Südeuropa, Westasien, Mittelamerika
Verwendete Pflanzenteile: Kraut (Grüner Hafer & Haferstroh), Früchte

Nachgewiesene Wirksamkeit
  • entzündliche Hauterkrankungen mit Juckreiz
Wirkungspotential
  • Schlaf- und Einschlafströungen
  • Stress → beruhigend
  • Aufbau und Kräftigung bei Erschöpfung
  •  
Erfahrungsmedizin
  • Neurodermitis
  • Akne
  • nässende Ekzeme


Allgemeines

Hafer erfreut sich schon lange als Kulturpflanze großer Beliebtheit. Weniger bekannt ist, dass ihm auch in der Volksheilkunde vielfältige Wirkungen nachgesagt werden. Im Jahr 2017 wurde er sogar zur Arzneipflanze des Jahres gewählt. [1] Ein heißer Teeaufguss soll beruhigende, nervenstärkende und harntreibende Wirkung haben. Regelmäßiges Trinken von Hafertee wurde in der Erfahrungsheilkunde auch angewandt, um die Ausscheidung von Harnsäure und anderen Stoffwechselprodukten zu fördern. Warme Vollbäder mit Haferstrohextrakt wurden bei gereizter, juckender und geröteter Haut eingesetzt. [2]

Abgesehen von der Anwendung bei Hauterkrankungen, konnten die volkstümlichen Anwendungen bislang nicht wissenschaftlich bestätigt werden. Die Verwendung von Haferstroh gegen entzündliche, seborrhoische Hauterkrankungen mit Juckreiz gilt bislang als einziges von der Kommission E (Wissenschaftliches Gremium des BfArM zur Einschätzung von Arzneipflanzen) anerkanntes Anwendungsgebiet. [3]
Pflegecremes auf Haferbasis konnten laut ersten Forschungsergebnissen, Neurodermitis-Symptome deutlich reduzieren und auch den Bedarf an Kortisonsalbe verringern. [4]

Die Intensiv-Pflegecreme TakeCaree von reemedee enthält ebenfalls Hafer.

Wirkungsweise

Im grünen Haferkraut ist ein hoher Anteil von Kieselsäure in löslicher Form nachweisbar. Der Kieselsäuregehalt ist vermutlich hauptverantwortlich für die nachgewiesene Wirkung bei Hautproblemen.

Außerdem sind neben Kohlenhydraten (u. a. β-Glukane, Pentosane, Oligosaccharide) die stickstoffhaltigen Verbindungen Flavonoide (Vitexin- und Isovitexinderivate), Flavonolignane und die Steroidsaponine Avenacosid A und B zu finden. Im Vergleich zu anderen Getreidearten enthält Hafer überdurchschnittliche Anteile von Eisen (39 mg), Mangan (8,5 mg) und Zink (19,2 mg) pro 100 g Trockenmasse. [5]

Anwendung & Dosierung [6]

Teezubereitung

Aufguss: 3 g geschnittenes Haferstroh auf 250 ml Wasser, bis zu 3 Tassen täglich.

Kaltauszug: 10g (1EL) Haferfrüchte mit 250 ml Wasser kalt übergießen, 10–12 h ziehen lassen. Anschließend die Körner zerdrücken, erneut 2–3 h ziehen lassen, dann abseihen., täglich 2 Tassen leicht erwärmt trinken.
Abkochung: 20g (2EL) Haferfrüchte mit 1,5 l kaltem Wasser übergießen, unter häufigem Umrühren zum Kochen bringen, bis die Hälfte des Wassers eingekocht ist. Über den Tag verteilt trinken.

Äußere Anwendung

Vollbad: ca. 100 g geschnittenes Haferstroh mit 3 l Wasser kochen, abseihen und dem Badewasser zusetzen. Alternativ von der Tinktur 50–100 ml dem Badewasser hinzugegeben.

Fertigarzneimittel

Tinktur: Bei Bedarf mehrmals täglich 5–15 Tropfen

Monopräparate: Hafer naturreiner Heilpflanzensaft Schoenenberger

Vorsichtshinweise

Es sind bislang keine Nebenwirkungen, Wechselwirkungen oder Kontraindikationen bekannt. Selten können Überempfindlichkeitsreaktionen aufgrund einer Kontamination mit Gluten auftreten.

Quellen

[1] Ganz, C. (2017): Schweiz Z Ganzheitsmed 2017;29:225–227 DOI: 10.1159/000463376, https://www.karger.com/Article/Pdf/463376, zuletzt gesehen am 23.06.2022

[2] Bäumler, S. (2012): „Heilpflanzenpraxis heute – Heilpflanzenportraits“, 2. Auflage 2012: Elsevier GmbH, München. https://www.narayana-verlag.de/Heilpflanzenpraxis-Heute-Band-1-Siegfried-Baeumler/b13176

[3] Kommission E (1987): Erscheinungsdatum Bundesanzeiger: 15.10.1987., Heftnummer: 193., ATC-Code: D11PG. Monographie BGA/BfArM (Kommission E) https://buecher.heilpflanzen-welt.de/BGA-Kommission-E-Monographien/avenae-stramentum-haferstroh.htm

[4] Oberhofer, E. (2015): „Creme auf Haferbasis bessert Neurodermitis-Symptome.“ Ästhetische Dermatologie & Kosmetologie, Ausgabe 1/2015 veröffentlicht am 18.Februar 2015. https://doi.org/10.1007/s12634-015-0857-9

[5] Wied, S. (2016): „Hafer“ im Pschyrembel online: https://www.pschyrembel.de/Hafer/T045J , zuletzt gesehen am: 20.06.2022

[6] Bäumler, S. (2021): „Heilpflanzenpraxis heute – Rezepturen und Anwendung“, S. 1310. 3. Auflage 2021: Elsevier GmbH, München. Online: https://books.google.de/books?id=SCsNEAAAQBAJ

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Ingwer

Ingwerblüte

Überblick

Weitere Namen: Ingber, Imber, Schnapswurzel
Wissenschaftlicher Name: Zingiber officinale
Pflanzenfamilie: Ingwergewächse (Zingiberaceae)
Vorkommen: Südostasien, Tropen, Subtropen
Verwendete Pflanzenteile: Wurzelstock

Nachgewiesene Wirksamkeit
  • Reisekrankheit
  • Dyspeptische Beschwerden
Wirkungspotential
  • Cholesterinsenkend
  • Antientzündlich und schmerzlindernd (bei Rheuma, Muskelschmerzen)
  • Antioxidative Wirkung (Alterungsprozessen vorbeugen, Schutz vor Schadstoffen
  • Krebsprävention
  • Gewichtsreduktion
Erfahrungsmedizin
  • Appetitlosigkeit
  • Übelkeit
  • Verdauungsbeschwerden
  • Tonikum (stärkend)


Allgemeines

Ingwer – Heilpflanze des Jahres 2018 – ist nicht nur eine alte Kulturpflanze, sie wurde bereits von dem chinesischen Kaiser und Gelehrten Shennong um 2800 v.Chr. für seine heilende Wirkung geschätzt. Im Altertum gelangte Ingwer über die damals üblichen Handelswerge in den Mittelmeerraum. [1]

In der traditionellen chinesischen, indischen und japanischen Volksheilkunde wird Ingwer bei Schmerzen, Husten, Fieber, Übelkeit, Krämpfen, Bluthochdruck, Arthritis und Arthrose und bei Bluthochdruck angewandt. Auch Ingwerwickel haben eine lange Tradition und werden bei Magen-Darm-Beschwerden (Bauchwickel), Nackenverspannungen (Nackenkompresse) oder Husten- und Bronchitis (Brustwickel) angewandt. [2]

In Tierversuchen konnte Ingwer die schädlichen Auswirkungen einer Strahlenbelastung verringern und bei der oralen Aufnahme von Pestiziden mit der Nahrung, den oxidativen Stress verringern. Auch die antientzündliche, cholesterinsenkende, krebspräventive und gewichtsreduzierende Wirkung konnte bislang nur in Tierversuchen bestätigt werden. Zur wissenschaftlichen Bestätigung dieser Wirkungen sind weitere Humanstudien notwendig.

Die Expertengruppe der Kommission E (Wissenschaftliches Gremium des BfArM zur Einschätzung von Arzneipflanzen), bewertete Ingwer positiv für seine Wirksamkeit bei Magen-Darm-Beschwerden und der Vorbeugung von Reiseübelkeit. Die WHO empfiehlt die Verwendung von Ingwer bei entzündlichen Erkrankungen und rheumatischen Beschwerden.

Studien konnten die Verwendung von Ingwer gegen postoperative Übelkeit und Erbrechen belegen. (3) Auch konnte schon beobachtet werden, dass die Übelkeit bei Chemotherapie mit der Einnahme von Ingwerpulver reduziert werden konnte. [4]

Eine kleine Pilot-Studie der Uni Tübingen untersuchte den durchblutungsfördernden und wärmenden Effekt eines wärmenden Fußbads. Dabei erhielten 17 Probanden drei Fußbäder. Einmal nur mit warmem Wasser, einmal mit Ingwer und einmal mit Senf. Sowohl Ingwer als auch Senf erhöhten den Wärmeeffekt, jedoch nur mit Hilfe des Ingwers hielt die von den Probanden empfundene Wärme auch länger an. [5]

In unserer wärmenden Fußpflege Pedicuree ist deswegen ebenfalls Ingwer enthalten.

Wirkungsweise

Es wurden im Ingwer bisher schon mehr als 400 Inhaltsstoffe identifiziert. Die Ingwerwurzel enthält u.a. einen zähflüssigen Balsam (Oleoresin), der aus Scharfstoffen und ätherischen Ölen besteht. Diese werden bislang auch als die Hauptwirkstoffe angenommen. Die Gingerole und Shogaole regen die Wärmerezeptoren der Haut bzw. Schleimhäute an und führen so innerlich zu vermehrter Speichel- und Magensaftsekretion. Die Magen-Darmtätigkeit wird angeregt, die gastrointestinale Transitzeit beschleunigt und eine krampflösende Wirkung liegt vor. Ebenfalls durch die Gingerole lässt sich die antiemetische (gegen Übelkeit) Wirkung erklären. Dabei handelt es sich vermutlich um einen Serotoninantagonismus, wo Dopamin-Rezeptoren (D2-Rezeptoren) blockiert werden, über die sonst das Signal für Übelkeit und Erbrechen aktiviert werden würde.
Auch die antientzündlichen und analgetischen (schmerzlindernden) sind Gingerole verantwortlich, die neben Shogaolen und Diarylheptanoiden, die Prostaglandin- und Leukotrien Ausschüttung hemmen. [6]

Anwendung & Dosierung [6]

Tagesdosis: max. 2-4g Droge

Als Antiemetikum (gegen Übelkeit/Erbrechen): 2g (1 TL) mit etwas Flüssigkeit einnehmen

Teezubereitung

Aufguss: 2-3g (1TL = 3g) auf eine 250ml Wasser

Außere Anwendungen

Wärmendes Fußbad: 70g frische Ingwerwurzel in Scheiben auf eine Schüssel warmes Wasser

Vorsichtshinweise

Keine Nebenwirkungen bekannt. Bei Schwangerschaft fehlen Daten hinsichtlich der Sicherheit.

Bei Gallensteinleiden nur nach Rücksprache mit dem Arzt einnehmen.

In seltenen Fällen kann Ingwer die Haut reizen.

Nicht mit anderen Arzneistoffen gegen Übelkeit und Erbrechen (5HT3-Antagonisten) gleichzeitig einnehmen.

Quellen

[1] Springer Medizin. Ingwer zur Heilpflanze 2018 gekürt. CME 15, 6 (2018). https://doi.org/10.1007/s11298-018-6824-9

[2] Badreldin H. Ali, Gerald Blunden, Musbah O. Tanira, Abderrahim Nemmar, Some phytochemical, pharmacological and toxicological properties of ginger (Zingiber officinale Roscoe): A review of recent research, Food and Chemical Toxicology, Volume 46, Issue 2, 2008, Pages 409-420, ISSN 0278-6915, https://doi.org/10.1016/j.fct.2007.09.085.

[3] Barbara Tóth, Tamás Lantos, Péter Hegyi, Réka Viola, Andrea Vasas, Ria Benkő, Zoltán Gyöngyi, Áron Vincze, Péter Csécsei, Alexandra Mikó, Dávid Hegyi, Andrea Szentesi, Mária Matuz, Dezső Csupor, Ginger (Zingiber officinale): An alternative for the prevention of postoperative nausea and vomiting. A meta-analysis, Phytomedicine, Volume 50, 2018, Pages 8-18, ISSN 0944-7113, https://doi.org/10.1016/j.phymed.2018.09.007

[4] Yekta, Zohreh Parsa et al. “Ginger as a miracle against chemotherapy-induced vomiting.” Iranian journal of nursing and midwifery research vol. 17,5 (2012): 325-9. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3703071/

[5] J. Vagedes, E. Helmert, S. Kuderer, V. Müller, P. Voege, H. Szőke, J. Valentini, S. Joos, M. Kohl, F. Andrasik, Effects of Footbaths with Mustard, Ginger, or Warm Water Only on Objective and Subjective Warmth Distribution in Healthy Subjects: A Randomized Controlled Trial, Complementary Therapies in Medicine, Volume 41, 2018, Pages 287-294, ISSN 0965-2299, https://doi.org/10.1016/j.ctim.2018.09.024.

[6] Bäumler, S. (2021): „Heilpflanzenpraxis heute – Rezepturen und Anwendung“, S. 192. 3. Auflage 2021: Elsevier GmbH, München. Online: https://books.google.de/books?id=SCsNEAAAQBAJ

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Weide

Weidenkätschen

Überblick

Weitere Namen: Silberweide
Wissenschaftlicher Name: Salix alba
Pflanzenfamilie: Weidengewächse (Salicaceae)
Vorkommen: Mitteleuropa
Verwendete Pflanzenteile: Rinde

Nachgewiesene Wirksamkeit
  • Fiebersenkend
  • entzündungshemmend bei rheumatischen Beschwerden
  • schmerzlindernd bei Kopfschmerzen
Wirkungspotential
  • Fußschweiß (Fußbäder)
  • Durchfall
  • Gicht
  • Wunden (äußerlich)
  • Nervenschmerzen
Erfahrungsmedizin
  • Arthrose
  • leichte Entzündungen
  • Rückenschmerzen
  • leichtere Schmerzen


Allgemeines

Weidenrinde wird schon seit dem Altertum zur Behandlung bei leichten Schmerzen sowie zur Fiebersenkung verwendet und gehört zu den wirkungsvollsten Schmerzmitteln der Phytotherapie. [1] In der Volksheilkunde wurde die Weidenrinde außerdem bei Zahnschmerzen und Nervenschmerzen eingesetzt. Äußerlich fand sie auch als Fußbad bei Fußschweiß und schlecht heilenden Wunden Anwendung. 1828 wurde aus der Weidenrinde erstmals Salicin isoliert, woraus Salicylsäure hergestellt werden kann. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde zum ersten Mal aus Salicylsäure die Acetylsalicylsäure, ein unter den Handelsnamen ASS oder Aspirin bekannter Schmerzmittel-Wirkstoff gewonnen.

Weidenrinde enthält Substanzen, die Acetylsalicylsäure, sehr ähnlich sind. Bei vielen Schmerzerkrankungen werden Dauermedikationen von nebenwirkungsreichen Schmerzmitteln verschrieben. Daher kommt immer wieder die Frage auf, ob diese Medikamente zumindest zeitweise mit pflanzlichen Extrakten ersetzt werden können. Dabei sind vor allem die salicinhaltigen Pflanzen in den Fokus gerückt, da Salicin bereits leicht schmerzlindernd wirkt, ohne die schleimhautreizenden Nebenwirkungen zu haben. In phytotherapeutischen Fertigarzneimitteln gibt es bereits viele Präparate mit Weidenrindenextrakt als Wirkstoff, die unterstützend bei Schmerzen und Rheuma-Beschwerden eingesetzt werden können. Da der Weidenrinden-Extrakt sehr bitter schmeckt, werden meistens Kapseln oder Teezubereitungen als Darreichungsformen eingesetzt.

Äußerlich angewandt, kann Weidenrinde durch ihren Salicingehalt außerdem stark keratolytisch (hornhautauflösend) wirken. Deswegen enthält unsere Fußpflegecreme Pedicuree auch einen Weidenrindenextrakt.

Wirkungsweise

Weidenrinde enthält Phenolglykoside, darunter vor allem die Salicyl-alkoholderivate, sogenannte Salicylate. Diese werden im Darm zu Glucose und Salicylalkohol gespalten, das dann in der Leber zu Salicylsäure (2-Hydroxybenzoensäure) synthetisiert wird. Salicylsäure wirkt u.a. schmerzlindernd, indem sie das Enzym Cyclooxygenase (COX) blockiert und dadurch die Bildung von Prostaglandinen hemmt. Das ist ein Stoffwechselvorgang, der sonst zu Schmerzen oder Entzündungen führt. Jedoch ist der schmerzlindernde Effekt sanfter als der von Acetylsalicylsäure-haltigen Schmerzmitteln und auch die Thrombozytenaggregationshemmung (Blutverdünnung) fällt deutlich geringer aus. Als Ersatz für Blutverdünner ist die Weide also nicht geeignet.

Damit die Wirkkraft der Weidenrinde auch ihr Potential entfalten kann, muss der Salicingehalt der Kräuterdroge bei mindestens 1,5% liegen. Weidearten mit einem hohen Gehalt an Salicylaten sind zum Beispiel die Silberweide und die Purpurweide.

Weitere Inhaltsstoffe sind Flavonoide, Gerbstoffe und Phenolcarbonsäuren, die die Wirkung der Salicylate vermutlich mit unterstützen. In Studien fiel auf, dass die Salicylverbindungen allein keine ausreichende Erklärung für die schmerzlindernde Wirkung bieten können. Hier müssen weitere Inhaltsstoffe der Weidenrinde, Flavonoide, Saponine und Gerbstoffe eine Rolle spielen. Weitere Forschungen sind notwendig.

Anwendung & Dosierung [2]

Maximale Tagesdosis: 60 bis 120 mg Gesamtsalicin; unter ärztlicher Aufsicht und in klinischen Studien wurden bis zu 240 mg eingesetzt.

Pulver: 1 bis 3 g dreimal täglich als Fiebermittel

Teezubereitung

Aufguss: 2–3 g (1 TL = ca. 1,5g) geschnittene oder pulverisierte Rinde auf 250ml Wasser

Abkochung: 2–3 g geschnittene oder pulverisierte Rinde mit 250ml kaltem Wasser zum Kochen bringen und 5 min ziehen lassen; 3- bis 4mal täglich eine Tasse trinken

Kaltauszug: 2–3 g geschnittene oder pulverisierte Rinde in einer Tasse kaltem Wasser für 8 Stunden stehen lassen, gelegentlich umrühren.

Die wässrigen Auszüge werden in erster Linie gegen rheumatische Beschwerden eingesetzt.

Äußerliche Anwendung

Auszug aus 50 g Rindenpulver auf 250ml Wasser bei Schweißfüßen oder schlecht heilenden Wunden auf ein Fußbad geben.

Vorsichtshinweise

Bei äußerlicher Anwendung sind keine Nebenwirkungen bekannt.

Da Weidenrinde ähnliche Inhaltsstoffe enthält, wie sie auch in Aspirin oder anderen Acetylsalicylsäurehaltigen Arzneimitteln vorkommen, gelten vorsichtshalber auch die gleichen Vorsichtsmaßnahmen.
Für Kinder, Schwangere und Stillende sind keine wissenschaftlichen Daten über die Sicherheit vorhanden.
Bitte nicht ohne ärztliche Rücksprache innerlich einnehmen bei: Blutungsneigung, Störungen der Leberfunktion, Einnahme von Blutdrucksenkern, Schmerzmitteln und Blutverdünnern. Bei den o.g. Medikamenten können Wechselwirkungen auftreten.

Bei zwei von 1000 Menschen kann eine Unverträglichkeit gegen Salicylate vorliegen. In diesem Falle könnte es äußerlich zu Urtikaria (Nesselsucht) oder innerlich zu Bronchospasmen kommen.

Auch bei der sehr seltenen Erbkrankheit Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel sollten keine Weidenpräparate eingenommen werden.

Quellen:

[1] Bäumler, S. (2021): „Heilpflanzenpraxis heute – Rezepturen und Anwendung“, S. 829/830. 3. Auflage 2021: Elsevier GmbH, München. Online: https://books.google.de/books?id=SCsNEAAAQBAJ

[2] Bäumler, S. (2021): „Heilpflanzenpraxis heute – Rezepturen und Anwendung“, S. 953. 3. Auflage 2021: Elsevier GmbH, München. Online: https://books.google.de/books?id=SCsNEAAAQBA